Es gab diese Rolle der Firma Sartorius aus Göttingen in verschiedenen Versionen: Messing vernickelt oder oxidiert, in einer kleinen Ausführung aus starkem Blech, sogar aus Aluminium und mit aufgesetztem Multiplikator-Getriebe. Alle Modelle waren mit und ohne Knarre zu haben.
Über die Multirollen-Version habe ich bereits 2019 hier im Sammlerblog ausführlich berichtet. Die Sartorius-Messingrollen sind durch eine tiefe umlaufende Furche/Rille auf der Front- und Rückplatte eindeutig zu identifizieren. Trotzdem werden diese Rollen von vielen Sammlern übersehen, weil eine Marke fehlt. Das stimmt nicht ganz: Diese Rolle wurde auch von DAM verkauft, dann prangt ein Ziegenbock auf der Kurbel, denn nur diese ließ sich bei der zugekauften Rolle leicht abschrauben und nachträglich punzen.
Die Sartorius-Messingrollen haben laut der Kataloge von 1920 und 1922 einen Durchmesser von 50mm, die Multiplikator-Ausführung soll nur 40mm breit sein, was aber mit der Realität nicht ganz übereinstimmt. Die Rollen sind größer als angegeben (62 und 51mm). Anscheinend hat Sartorius nur die innere Spule gemessen, die ja für die Schnurfassung maßgeblich ist. Aber oft sind die Angaben in alten Katalogen nur als Richtwerte anzusehen, manchmal wird nur die Breite der Platte angegeben, zuweilen wurde sogar die größte Breite zusammen mit dem Fuß gemessen.
Ich habe ein Modell, das wie ein Flintenlauf oxidiert oder geschwärzt wurde. Bei dieser Rolle besteht auch die innere Spule aus geschwärztem Messing, nur Fuß und Stege sind vernickelt. Die anderen Rollen haben Front- und Rückplatten aus blankem Messing, hier sind aber neben Fuß und Stegen auch die Spule vernickelt. Ich nehme an, dass es sich dabei um die in den Sartorius-Katalogen erwähnte vernickelte Version handeln könnte.
Es gab die Multi-Version im kleinen Durchmesser auch ohne aufgesetztes Getriebe, also ohne Übersetzung, in einer normalen Messing-Variante und aus besonders starkem Blech. Laut Katalog hat es diese einfache Rolle sogar aus Eisen gegeben. Viele Modelle zum Sammeln!
Typisch für die normalen Ausführungen dieser Rolle ist auch der einfache Griffknauf aus hellem Besenstiel-Holz.
Wer hat weitere Sartorius-Rollen in seiner Sammlung? Bilder bitte an thomas.kalweit@paulparey.de
Anmerkung vom 26. Februar 2022:
Jens Friedrich hat uns Fotos von seinen Rollen geschickt, darunter auch ein komplett vernickeltes Modell! Er hat dieses Modell auch in einem DAM-Katalog von ca. 1920 gefunden, dort sind als Größen 55 und 65 mm angegeben. Er schrieb: „Ich habe die Durchmesser noch mal genau gemessen. Die Kleine hat 58 mm, die beiden großen Rollen 63 mm, also auch nicht genau wie im DAM-Katalog.“
Antwort TK: DAM hat meiner Meinung nach diese Rollen von Sartorius bezogen, vielleicht war es auch umgekehrt. Die Multirollen-Version davon hatte jedenfalls nur Sartorius im Programm, das und die vielen anderen Versionen im Sartorius-Katalog sprechen eher für Sartorius als Urheber dieser Rollen. Auch, dass bei den DAM-Versionen nur die Kurbel gemarkt ist und, dass es so viele ungemarkte Exemplare gibt. Ein weiteres Indiz: Bei Sartorius tauchen diese Rollen über Jahre in mehreren Katalogen auf. DAM hat die Rollen wohl zugekauft und dann nur nach ihrem Standard noch einmal richtig vermessen, aber dann auch wieder auf einen glatteren Wert gerundet… Auf Größenangaben in Katalogen kann man leider nie viel geben. Beste Grüße Thomas