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Die Alfi-Stationärrolle

Bei der Alfi-Stationärrolle wurde der Fuß an den gegossenen Alu-Körper angeschraubt. Er konnte also gewechselt werden.

Gestern bin ich in einer Wühlkiste auf dem Flohmarkt in Stockstadt auf einer der seltensten deutschen Stationärrollen gestoßen.

Anfangs dachte ich, dass diese Rolle einmal rot übermalt worden sei. Dann erkannte ich aber den Schriftzug „ALFI“ mit schemenhaftem Firmenlogo auf der roten Farbe. Über die Alfi ist bisher noch nicht viel bekannt. In den Bildbänden von Lutz Gehre mit allen DDR-Rollen finden wir ein Foto dieser Rolle. Dort wird das Baujahr 1954 angegeben und „der Hersteller ist unbekannt“. Die dort abgebildete Rolle ist silberblank, der Schriftzug ist hier nicht aufgestempelt sondern in den Rollenkörper eingegossen. Eventuell handelt es sich deshalb bei meiner roten Alfi um eine frühere Version.

Die „Alfi“ wurde wahrscheinlich nur in kleiner Stückzahl hergestellt und das nur kurze Zeit. Sie erschien in etwa zeitgleich mit der „Stabil“ von Müller Feinmechanik in Rostock, der Emté-Alligator von Treppenhauer und der Püppche-Stationärrolle aus Berlin. Auch die Neulac, die Rileh- und die PMO-Stationärrolle aus Kunststoff war zu dieser Zeit im Handel erhältlich. In der DDR-Angelpresse aus dieser Zeit konnte ich bisher keine Alfi-Anzeige finden. Sehr seltsam, denn die Werbung für alle anderen Rollenmodelle dieser Zeit ist dort sehr häufig.

Wer oder was war Alfi?

Googelt man den Firmennamen „Alfi“ in Zusammenhang mit der DDR, dann trifft man schnell auf die Alfi-Isolierkanne. Die bereits 1914 im thüringischen Fischbach gegründete Aluminiumfabrik „Alfi“ (ALuminium FIschbach) war einmal Weltmarktführer für Thermoskannen. 1948 hatte diese Firma 500 Angestellte, es wurden Haushaltswaren aller Art aus Alu produziert (Kannen, Töpfe etc.). Im gleichen Jahr wurde die Firma enteignet und in einen volkseigenen Betrieb „VEB Alfi Fischbach“ umgewandelt. Die ursprünglichen Eigentümer siedelten mit den Maschinen nach Wertheim in den Westen um und eröffneten dort ihre Firma neu.

Da die Alfi-Rolle auch Aluminium besteht, könnte eventuell eine Verbindung zum VEB Alfi Fischbach bestehen. Das ist aber bisher reine Spekulation.

Wer hat weitere Informationen? Bitte Mail an thomas.kalweit@paulparey.de

Auf der roten Lackierung ist deutlich der Schriftzug "ALFI" zu erkennen.
Hinter dem Schriftzug ALFI finden sich noch schemenhafte Reste eines Firmenlogos. In die beiden Löcher oben wurde ursprünglich eine Halterung mit einer Korkauflage gesteckt, für den Außenanschlag des Bügels. Diese fehlt hier leider.
Die Konstruktionsweise der ALFI ist schon sehr "archaisch", vor allem wenn man sie mit anderen Rollen aus der Zeit vergleicht.
Einzelne Komponenten der Rolle wurden sehr aufwändig gefertigt.
Der Griffknauf wurde stufenförmig aus Aluminium gedreht.
Eine silberne Alfi in den Bildbänden mit DDR-Rollen von Lutz Gehre. Deutlich zu erkennen ist die seitliche "Korkbacke" für den Bügelanschlag. Bei dieser Rolle ist der Schriftzug erhaben in den Rollenkörper eingegossen.
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