ANZEIGE

Der legendäre Walchensee-Blinker von Stöffelmaier

407
Sah der riesige Stöffelmaier-Blinker so aus? Hier eine Rekonstruktion des verschollenen Seeforellen-Köders von Ingbert Zacharias.
Sah der riesige Stöffelmaier-Blinker so aus? Hier eine Rekonstruktion des verschollenen Seeforellen-Köders von Ingbert Zacharias.

Ingbert Zacharias ist auf der Suche nach einem riesigen Seeforellen-Blinker mit fast schon sagenhafter Fangkraft auf Großsalmoniden. Er schrieb uns per Mail:

“Hallo Herr Kalweit, als alter Schleppfischer und Seeforellen-Freund habe ich vor vielen Jahren von einem legendären Walchensee-Blinker gehört, mit dem der damals weitum bekannte Hotelier Hans Stöffelmeier aus Einsiedl seine ebenfalls legendären Seeforellen bis zu 60 Pfund gefangen hat. Vor einiger Zeit ist mir nun beim Durchstöbern meines Archivs ein alter Blinker-Artikel aufgefallen, der in den 1980er-Jahren veröffentlicht wurde. Darin wird der Walchensee-Blinker, der ein gut gehüteter Eigenbau von Stöffelmeier war, eingehend beschrieben – mit dem mutmaßlichen Fehler, dass die Blechstärke wohl in Zentimeter anstatt richtigerweise in Millimeter angegeben ist. Ich habe diesen Blinker nach den angegebenen Maßen mit Millimeterstärke im Blech mal nachgebaut und muss ehrlich sagen, dass er relativ gut läuft und in einem Renkensee mit Seeforellenbestand zumindest Aufmerksamkeit auf der “Gegenseite” erregen könnte. Der Nachbau ist aber, wie gesagt, nur nach der Beschreibung gefertigt und möglicherweise mit Fehlern behaftet (der angebrachte Drilling ist zu klein und hängt deshalb auch an einer “Bodensee-Montage” mit drei Sprengringen). Ich probiere das Teil immer wieder mal beim Schleppen auf meinem Seeforellengewässer aus (Henne-Stausee im Sauerland) – bislang ohne Erfolg. Vermutlich ist der Blinker für die in diesem Wasser vorhandenen Forellen zu groß oder zu ungewöhnlich.

Bislang konnte ich außer dem genannten Artikel keine weiteren Informationen über den Walchensee-Blinker bekommen. Allerdings habe ich in den frühen 1980er-Jahren bei einem Besuch des früheren Hotel-Restaurants “Schwaigerhof” im Ort Walchensee in einer Vitrine einem großen präparierten Hecht gesehen, neben dem ein riesiger Kupferblinker mit großem Drilling (die im Artikel genannten Maße könnten stimmen) an der Wand des Schaukastens hing. Das Hotel war bei meinem letzten Besuch in 2021 aktuell dauerhaft geschlossen und befand sich in einem sehr schlechten Zustand. Zwischenzeitlich ist das Haus von seinen neuen Besitzern zum Hotel “Wallerei” umgebaut worden; der Inhalt des Schaukastens ist allerdings nach meinen vorliegenden Informationen komplett entsorgt worden.

Vielleicht ist Ihnen als Experte in Sachen “historische Blinker” der Walchensee-Blinker bekannt. Es würde mich freuen, mehr über das legendäre Teil zu erfahren. Wenn Sie meine Nachfrage in den Sammler-Blog bei Fisch und Fang setzen könnten, wäre das eine gute Sache. Ich halte es durchaus für möglich, dass der eine oder andere ältere Angler vom Walchensee oder der Umgebung etwas über diesen legendären, geheimnisumwitterten großen Blinker wissen könnte.

Der bekannte Raubfisch-Angler und Buchautor Rainer Bouterwek hat in seinem Buch “Traumangeln auf Königsfische” im Abschnitt “Die Seeforelle” die legendären, 30 Zentimeter langen Blinker des Hoteliers Stöffelmeier ebenfalls kurz angeführt; einer davon soll in dessen Büro an der Wand gehangen haben. Beste Grüße Ingbert Zacharias”

Hallo Herr Zacharias, das ist unheimlich interessant. Herr Stöffelmeier hat seine Seeforelle von 62 Pfund ja schon 1934 in der Einsiedelbucht beim Schleppfischen gefangen. Bis zu seinem Tod 1954 konnten Fotos seiner Fänge im Gastraum seines Hotels bestaunt werden. Zwischen 1930 und 1946 fing er anscheinend zahlreiche Seeforellen um die 60 Pfund, was natürlich für Aufruhr gesorgt hat. Die bekannten Informationen über den Blinker sind leider nur rudimentär: Er war aus Kupferblech, unglaubliche 30 cm lang, 8 cm breit und wog erstaunliche 450 Gramm. Ist bei 3 mm Dicke dieses große Ködergewicht überhaupt zu erreichen? Wahrscheinlich schon, es ist ja ein vergleichsweise dickes Blech. 3 cm Dicke halte ich auch für wenig realistisch. Stöffelmeier hat ja damals mit dicker Seidenschnur und einer 2 m langen Violinsaite als Vorfach geschleppt, ohne Zusatzblei, mit einer dieser archaischen Schlepprollen. Bei der dicken Schnur braucht es schon einiges an Gewicht, um den Köder auf Tiefe zu bringen. Ein “Schuhlöffel” aus dickem Blech ist also sehr wahrscheinlich. Vielleicht weiß einer unserer bayerischen Sammler mehr über diesen Köder und meldet sich bei mir. Beste Grüße Thomas Kalweit

Infos bitte an thomas.kalweit@paulparey.de

Anmerkung vom 20. Januar 2025:

Bernd Taller hat uns eine Seite aus seinem Buch “Wundervoller Walchensee” mit weiteren Informationen zur Verfügung gestellt. Ludwig Stöffelmeier (nicht Hans!) liegt auf den Walchenseeer Friedhof neben Alfons Engelbrecht, ein ebenfalls bekannter Seeforellenfischer. Abgebildet auf der Buchseite ist die aktuell anerkannte deutsche Rekord-Seeforelle von G. Spreuer, natürlich aus dem Walchensee!

Übrigens: Im “Telephon-Adreßbuch für das Deutsche Reich” von 1932 findet sich die Schreibweise “Stöffelmaier” mit ai. Der Eintrag lautet: “Stöffelmaier, Ludw., Hotel, Obernach”. Auch in weiteren Reiseführern und Adressbüchern der 1930er Jahre findet sich nur: “Hotel Einsiedel, Ludwig Stöffelmaier”. TK

Aus: B. Taller, Wundervoller Walchensee.
Aus: B. Taller, Wundervoller Walchensee.
ANZEIGE
Abo Fisch&Fang