Aktuelle Meldungen Brexit: Folgen für deutsche Fischer

Brexit: Folgen für deutsche Fischer

Jährliche Anlandungen der deutschen Fischerei. Links: Auf Hering wird vor allem vor der britischen Küste gefischt. Rechts: Nordseekrabbe. Bild: Thünen-Institut

Hering und Makrele fangen die deutschen Meeresfischer überwiegend in Gebieten, die zur Ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) von Großbritannien zählen.

So erzielen die deutschen Schwarmfisch-Fänger derzeit bis zu 80 % ihrer Fänge und damit einen großen Teil ihres Umsatzes aus der britischen AWZ. Das geht aus einer Untersuchung des Thünen-Instituts für Seefischerei über die möglichen Folgen des Brexits für die deutsche Fischereiwirtschaft hervor. Andere deutsche Fischereifahrzeuge fischen nur einen Teil ihrer Fänge in der britischen AWZ (unter anderem Scholle und Seelachs) und dürften auf andere Fanggebiete ausweichen können, wenn sie nach einem Brexit keinen Zugang mehr zu diesem Gebiet hätten.

Große Veränderungen übers Jahr

Daten zu den Anlandungen wichtiger Fischarten zeigen, wie veränderlich die Fänge in verschiedenen Gebieten und im Jahresverlauf sind. Die deutschen Meeresfischer landen jährlich Fisch und andere Meerestiere in der Größenordnung von 250.000 Tonnen an, das ist etwa ein Viertel des deutschen Verbrauchs. Wo genau Rotbarsch, Hering und andere beliebte Speisefische gefischt werden, zeigt das Thünen-Institut jetzt auf der Webseite www.thuenen-atlas.de in einem digitalen Kartensatz zur Meeresnutzung. Dargestellt ist das Lebendgewicht in Tonnen aus Fängen der deutschen Fischerei in Nord- und Ostsee und Nordatlantik als Durchschnitt über die Jahre 2012 bis 2016.

Die Fänge von Nordseegarnelen („Krabben“) und der zehn wichtigen Fischarten Kabeljau/Dorsch, Hering, Seelachs, Makrele, Rotbarsch, Scholle, Schwarzer Heilbutt, Seezunge, Sprotte und Flunder sind nicht nur über das Jahr gemittelt und hochgerechnet, sondern werden auch quartalsweise abgebildet. Das zeigt, wie veränderlich die Fänge in verschiedenen Gebieten im Jahresverlauf sind.

Fanggebiete unterscheiden sich aber nicht nur saisonal, sondern auch sehr deutlich in ihrer Ausdehnung. Während die Fischer z.B. Krabben nur in den Küstengebieten der Nordsee fangen, reichen die Gebiete beim Kabeljau/Dorsch von der Ostsee über die Nordsee bis hin zur Barentssee im Norden und zur nordamerikanischen Küste im Westen.

Sehr heterogene Fischereiflotte

Die deutsche Fischereiflotte besteht aus rund 1.400 Fahrzeugen und ist sehr heterogen aufgestellt. Rund eine Handvoll Hochseetrawler, die weltweit operieren, landet überschlägig die Hälfte der deutschen Fänge an. Das Gros der deutschen Fischereiflotte besteht aus rund 1.000 kleinen Stellnetzkuttern von vier bis zehn Metern Länge, die im Haupt- und Nebenerwerb in Sichtweite der Ostseeküste operieren und nicht einmal 4 % der deutschen Fänge beisteuern. Dazwischen gibt es rund 200 Nordsee-Krabbenkutter von 9 bis 27 Metern und knapp 70 Kutter von 10 bis 45 Metern Länge, die unter anderem mit Grundschleppnetzen in Nord- und Ostsee Kabeljau/Dorsch und Seelachs fangen.

Die räumlichen Analysen der Fischereiaktivität sind für die Thünen-Forscher wichtig, um die Folgen von Bewirtschaftungsmaßnahmen, wie die Ausweisung von Meeresschutzgebieten oder auch die Folgen von Fanggebietsverlusten durch den Brexit oder die Errichtung von Windenergie-Anlagen besser abschätzen zu können. Mit dem Online-Atlas sind diese Daten nun auch für die Öffentlichkeit verfügbar.

-pm-

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