Bisse wie aus dem Bilderbuch
Wie ein Spargel steigt der Waggler aus dem Wasser und schmeißt sich platt, dann zieht die Schleie sauber damit in die Tiefe.
Der dicke Hechtproppen verschwindet mit einem Plopp unter Wasser und ward nicht mehr gesehen.
Der Zander knallte mit solcher Urgewalt auf meinen Gummifisch, dass es mir fast die Rute aus der Hand fetzt!
Der Karpfen machte einen solchen Vollrun, dass er mir die halbe Rolle leer fegte!
Klasse, oder?
Solche Momente gibt es in der Tat. Leider viel zu selten. Viele Bisse laufen nicht so ab wie im Lehrbuch, und viele meiner besten Fänge machte ich keineswegs so. Einer meiner größten Karpfen stand minutenlang am Platz und ich war sicher eine Brasse gehakt zu haben. Ich schrieb es vor Kurzem schon einmal. Montag habe ich mit Angelkumpel Krulli Ähnliches erlebt. Wir wagten trotz Bullenhitze eine Nacht an einem flachen Kanal. Nach dem Aufbau philosophierten wir hinter meiner Rute, als der Swinger sich hob und unter dem Blank kleben blieb. Ich schlug sofort an und drillte einen Karpfen. Acht Stück fingen wir beide, ganz gerecht, jeder vier, und nur einer von den achten machte einen waschechten Run.
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Brasse oder Karpfen?
Auf die Gefahr mich zu wiederholen, unterschätzen viele Karpfenangler die Bisse. Es gibt sogar Tage, da beißen fast alle Karpfen „komisch“, wie in unserer Nacht auf Dienstag. Hätten wir nicht jeden Piepser ernst genommen, ich bin sicher es wären deutlich weniger Fische an Land gewesen. Darum heute noch einmal die Ermunterung, wenn man seine Montage recht einfach wieder ausbringen kann (und nicht gerade mit dem Futterboot auf 300m Distanz fahren muss), ruhig einmal öfter anzuschlagen, denn oft bedeuten drei Piepser eben doch keinen Brassenbiss, sondern einen in unsren Augen „komischen Karpfen“.
Warum das in dieser Nacht auf fast alle Fische zutraf, kann man nur spekulieren, ob die Hitze Schuld war oder was auch immer.Auf jeden Fall ist es ein krasser Fehler immer auf den „Run“ zu warten, denn manche Karpfen denken nicht dran loszupreschen. Das war übrigens schon zu meiner Jugendzeit so, als an Pieper und Boilies noch nicht im Traum zu denken war. Einige unserer „Kartoffelkarpfen“ nagten auch minutenlang am Platz herum, während andere wild abzogen.
Die Karpfen haben sich also nicht geändert. Nur unser Wunschdenken…