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Berlin: Kontrastmittel im Wasser

Ein Forschungsteam um Prof. Dr. Michael Bau hat eine neue Studie über die Auswirkungen von COVID-19 und Klimawandel auf Abwasserstoffe im Wasser von Berlin vorgestellt. Bild: Constructor University Bremen
Ein Forschungsteam um Prof. Dr. Michael Bau hat eine neue Studie über die Auswirkungen von COVID-19 und Klimawandel auf Abwasserstoffe im Wasser von Berlin vorgestellt. Bild: Constructor University Bremen

Ein Forschungsteam der Constructor University Bremen hat einen auffällig hohen Gehalt des medizinischen Kontrastmittels Gadolinium im Berliner Trinkwasser festgestellt. Es wird in Kläranlagen nicht entfernt und gelangt so in die Gewässer – und aus den Gewässern wieder ins Trinkwasser.

Dem Projektteam unter der Leitung des Geochemikers Prof. Dr. Michael Bau gehören auch Lea Krohn, Franziska Klimpel und Pauline Béziat an. Die Studie wurde in der renommierten Fachzeitschrift Water Research veröffentlicht.

Gadolinium gelangt in Flüsse und See

Die Forscherinnen und Forscher bestimmten mit einem speziell angepassten Analyseverfahren zeit- und kosteneffizient die Konzentrationen der Seltenen Erden im Berliner Leitungswasser und konnten auffällig hohe Konzentrationen von Gadolinium feststellen, einem Element, das in Kontrastmitteln in der Medizin verwendet wird. Patienten bekommen vor einer MRT-Untersuchung solch ein Gadolinium-haltiges Kontrastmittel gespritzt, das dann später wieder auf natürliche Weise vom Körper ausgeschieden wird und so ins Abwasser gelangt. Da dieses anthropogene Gadolinium in Kläranlagen nicht entfernt wird, gelangt es dann in Flüsse und Seen und schließlich ins Grund- und Trinkwasser. Die derzeit beobachteten Gadolinium-Konzentrationen sind für den Menschen nicht gefährlich, können aber auf das mögliche Vorhandensein von anderen, deutlich giftigeren Stoffen aus dem Abwasser im Trinkwasser hindeuten.

Werte um das 30-Fache angestiegen

Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass die Gehalte an anthropogenem Gadolinium im Berliner Leitungswasser zwischen 2009 und 2021 im Durchschnitt um das 30-Fache angestiegen sind und mittlerweile auch das Trinkwasser in den östlichen Stadtteilen damit verunreinigt ist. In vielen Berliner Bezirken stammt mittlerweile nahezu alles Gadolinium im Leitungswasser aus MRT-Kontrastmitteln. Nach einem sehr starken und kontinuierlichen Anstieg reagierte das Leitungswasser jedoch schnell auf die geringere Anzahl von MRT-Untersuchungen während der COVID-19 Pandemie. Diese Ergebnisse zeigen, dass Gadolinium ein sehr empfindlicher und robuster Indikator für das Vorhandensein von Abwasserstoffen im Trinkwasser ist. Solche Xenobiotika werden in Großstädten wie Berlin, in denen der Klimawandel zu einem Rückgang der Grundwasserressourcen führt, zunehmend zu einer Herausforderung. Maßnahmen gegen diesen Grundwasserschwund, wie die künstliche Anreicherung des Grundwassers mit Oberflächenwasser, werden unweigerlich zu einem weiteren Anstieg von Abwasserstoffen im Trinkwasser führen. Es ist daher dringend notwendig, diese sogenannten abwasserbürtigen Stoffe im Trinkwasser, insbesondere in Berlin, zu überwachen, was mit Hilfe des anthropogenen Gadoliniums als Indikator verlässlich und kostengünstig durchgeführt werden kann.

Prof. Dr. Bau arbeitet seit 2003 an der Constructor University in Bremen und ist Leiter der Forschungsgruppe „CritMET“ (Critical Metals for Enabling Technologies). Er ist ein international anerkannter Experte auf dem Gebiet der Biogeochemie der Seltenen Erden und hat für seine wissenschaftliche Arbeit mehrere Auszeichnungen erhalten. Prof. Dr. Bau konzentriert sich in seiner Forschung auf die Biogeochemie von Rohstoffen für die High-Tech Industrie und deren Umweltverhalten.

-Pressemitteilung Constructor University Bremen-

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