Erneut nimmt Hecht-Papst Jan Eggers uns mit auf seine vielen Irland-Reisen. Diesmal geht es an die sagenumwobenen Hechtgewässer Lough Mask und Corrib.
Im letzten Teil habe ich berichtet, wie ich durch den Tipp eines irischen Anglers an die Derrypark Lodge von Brian Joyce geraten bin. Die soliden irischen Boote lagen vorbreitet für unseren ersten Hechtangeltag am Ufer. Brian begleitete uns, um uns die besten Hechtstellen zu zeigen. Er hatte auch selbst einige tote Köderfische besorgt. Wir fingen einige schöne Hechte. Erstaunt waren wir besonders über die Kraft und Angriffslust der irischen Hechte.
Inzwischen sind 30 Jahre vergangen und ich habe in der Zwischenzeit tausende Hechte in 19 Ländern fangen können. Noch immer bin ich der Meinung, dass die irischen Hechte die stärksten sind!
Am Ende des Angeltages erwischten wir das Sahnehäubchen unserer Irlandtour, einen tollen Hecht von 108 Zentimetern. Danny aus Antwerpen wusste, wie er nach spannendem Drill diesen Hecht ins Boot kriegen konnte. Aber beim Zurücksetzen gab es Probleme. Es glückte Freund Esox nicht, aus eigener Kraft wieder wegzuschwimmen. Nach ein paar Metern legte sich die Hechtgroßmutter auf die Seite und trieb so an der Oberfläche. Wir vermuteten, dass sich die Schwimmblase beim Hochpumpen aufgebläht hatte. Wie sollten wir dieses Problem lösen? Brian Joyce hatte so etwas schon einmal erlebt. Er baute im Flachwasser aus den herumliegenden großen und kleinen Steinen eine Art Hälterbecken, in das der Hecht genau hineinpasste, damit er nicht umfallen konnte. Nach ungefähr einer Stunde in diesem Zwinger sollte sich die Schwimmblase zurückgebildet haben. Der Hecht zeigte eindeutig wieder Lebenszeichen. Die Vorderseite des kleinen Hafens wurde geöffnet und mit einem zufriedenen Gefühl sahen wir, wie sich der schöne Meterhecht langsam wieder in tieferes Wasser bewegte.
Für mich war diese Begebenheit ein Zeichen dafür, dass die irischen Angelguides es gut mit den Hechten meinen. Sie sind nicht damit einverstanden, dass Hechte mit Netzen abgefischt werden, um Forellen- und Lachsbestände zu fördern. Seit dieser Zeit weiß ich, dass ich guten Gewissens Werbung für Brians Lodge machen kann.
Der SNB hilft mit und schwarz ist die fängigste Farbe
Ich war zu dieser Zeit der Vorsitzende der Niederländisch-Belgischen Hechtstudiengruppe (SNB). Auf einer Versammlung gab ich bekannt, dass der SNB eine Hechtreise in die Derrypark Lodge organisieren wird. Wir wollten das zusammen mit dem Reisebüro BBI aus Groningen auf die Beine stellen und der Zuspruch war groß.
Wie viele Reisen wir so organisiert haben, weiß ich nicht mehr. Wohl erinnere ich mich aber an jede Menge interessante Begebenheiten. Hier ein paar Beispiele: Weil wir Selbstversorger waren, mussten wir jeden Tag im Laden von Mister O’Toole in Tourmakeady einkaufen. Man konnte hier auch tanken, Angelrollen kaufen, Begräbnisse regeln, zusätzlich war der Laden auch noch der örtliche Pub. Deshalb dauerte der Einkauf oft etwas länger als geplant. Mr. O’Toole war mit den holländischen Hechtanglern sehr zufrieden, deshalb schenkte er mir einmal ein halbes Lamm, noch hart gefroren, damit ich es daheim genießen konnte. Gut verpackt zwischen Angelklamotten und Wäsche kam dieses Geschenk sicher am Amsterdamer Flughafen an.
Jan Eggers (rechts) und der Supermarkt-Inhaber O’Toole.
Direkt neben der Lodge gab es noch einen Pub, in den wir in den Abendstunden oft noch einkehrten. Groß war das Erstaunen, als wir dort an einem Abend zwei bekannte SNB-Mitglieder, Bertus Rozemeijer und Henk Rusman, zufällig antrafen. Es wurde sich angeregt unterhalten, bis dann jeder zu fortgeschrittener Stunde in seine eigene Lodge ging. Bei jedem Trip entdeckten wir neue Stellen auf dem tausende Hektar großen Lough Mask, dabei war es immer wichtig, genau den Wetterbericht im Hinterkopf zu behalten. Starker Wind mit hohen Wellen in Kombination mit dem flachen Wasser vor einer Landzunge – das kann schnell lebensgefährliche Situationen ergeben. Bei Sturm blieben wir lieber in der Bucht. Es ging aber auch komplett anders. Ich erinnere mich an eine SNB-Reise im Oktober, das Wetter war warm, windstill und sonnig, richtig unirisch – kein Hecht wollte beißen. Was nun? Brian machte den Vorschlag, es doch auf dem benachbarten Lough Nafooey zu probieren. Er transportierte zwei Boote zum Gewässer. Das Wasser war hier ganz klar, man konnte den hellen Sandboden erkennen. Eine Schlepprunde mit dem Rapala J-13 brachte keinen Biss. Eher aus Verzweiflung hing ich einen komplett schwarzen Super Shad Rap ans Stahlvorfach. Und siehe da, das Wunder geschah! Nach nur 100 Metern Trolling ein Biss, der erste 70er Hecht kam ins Boot. Im Verlauf des Vormittags fing ich noch vier weitere Hechte, zwei weitere verpasste ich, alle auf den schwarzen SSR. Andere Kunstköder wollten sie einfach nicht. Abends lackierten wir in Brians Scheune Wobbler und Blinker schwarz und hofften, dass unser letzter Angeltag die fast fischlose Woche noch retten würde. Das Fangergebnis dieses Tages hat sich bei mir eingebrannt: Zuerst ein paar kleinere Exemplare, dann fing Piet Driessen einen Hecht von 102 Zentimetern, es folgte ein 107er Esox für John Zanders. Tja, ich selbst schoss den Vogel ab, mit einem Hecht von 118 Zentimetern!!!
Die Geschichte wiederholt sich und Irland verändert sich schnell
An diesem letzten Angeltag war der damalige SNB-Schatzmeister Siem Weel mein Bootspartner. Wir saßen im letzten Boot, das aus der Maamtrasna Bay auf das immer noch spiegelglatte Wasser hinausfuhr. Ich erinnere mich noch, wie wir eng an Round Island vorbeischleppten und es langsam tiefer wurde. An dieser Kante wartete ein Hecht auf meinen schwarzen SSR und verhaftete ihn mit voller Kraft. Es war ein heftiger kurzer Drill, der für den Hecht im Landenetz endete. Messen und wiegen, dann durfte ich 118 Zentimeter und 14 Kilo in meinem Tagebuch notieren.
Nach dem Zurücksetzen tauchte der Hecht gleich ins tiefere Wasser ab. Nach 50 Metern kam er aber wieder an die Oberfläche und blieb dort wir tot liegen. “Das war doch die gleiche Situation, wie wir sie am ersten Tag mit Brian erlebt hatten?” Wir nahmen den Hecht mit zum Ufer und bauten aus passenden Steinen den genau passenden Käfig. Nach fast zwei Stunden geduldigen Wartens schwamm der Hecht aus eigener Kraft wieder in die Freiheit. Wir waren erleichtert. Bleibt noch die Frage, warum sowas nur bei Meterhechten im Lough Mask passierte? Brian Joyce hatte das schon öfters erlebt, er war sich sicher, dass diese Hechte tiefer als 4 bis 5 Meter gebissen hatten. Ich habe viele Hundert Meterhechte auf dem Großen Sklavensee gefangen, der im Durchschnitt viel tiefer ist als Mask, dort aber nie Probleme mit aufgeblasenen Schwimmblasen erlebt. Seit dieser Irlandreise vertraue ich bei sonnigem Wetter und glasklarem Wasser tief und fest in schwarze Kunstköder. Rapala hat deshalb nach meinen Erfahrungen einige schwarze Wobbler mit ins Programm genommen, die auch immer noch gut fangen.
Wie oft ich mit Hechtanglergruppen aus Deutschland, Italien, Belgien und sogar Spanien in der Derrypark Lodge gewesen bin, weiß ich nicht mehr genau. Ich weiß aber, dass ich es bei Brian und seiner Frau immer gut gehabt habe und dieses Gewässer von Herzen empfehlen kann. Nicht umsonst fischten dort Bertus Rozemeijer, Henk Rusman, Ad Swier, Neville Fickling und nicht zu vergessen mein guter Freund Fred Buller regelmäßig. Fred hatte ein eigenes Cottage am Ufer des Mask bei Ballinrobe. Auch für Nichtangler war und ist dort einiges zu erleben. Die Ruhe, die Weite, die rauen Naturschönheiten von Connemara, die kaum zu verstehenden Gespräche auf Gälisch im Pub und vor allem die freundlichen “locals” machen jede Reise auf die Grüne Insel zu einem Erlebnis.
Teresa benutzte unsere Heineken-Flaschen gleich mehrere Male.
Ging es mit einer Gruppe Angler nach Irland, dann flogen wir immer mit Aer Lingus nach Dublin, wo (wegen der Rutentransportrohre) schon ein geräumiges Mietauto auf uns wartete. In jedem Jahr wurden weitere Kilometer Autobahnen gebaut. Überall standen die großen Schilder, dass auch diese Straße durch die Europäische Gemeinschaft finanziert wurde.
Einige Male bin ich auch mit meiner Frau und guten Freunden in Irland gewesen, nicht so sehr, um zu Angeln, vor allem, um das Land besser kennenzulernen.
Meine Frau achtet dann immer auf die Veränderungen zu den 1970er Jahren, und das waren einige. Wenn wir mit unserem eigenen Auto nach Irland fuhren, nahmen wir unsere Fahrräder mit, damit lernt man eine Gegend noch besser kennen. Durch das “Domesday Book of Mammoth Pike” wusste ich, in welchem Pub ausgestopfte Riesenhechte zu bewundern waren, ich hab da so einige gesehen. Als es zu stark stürmte, um auf dem Mask zu fischen, angelten wir an den kleinen Seen in der Nähe von Claremorris, Cornamona und am runden Lough Carra. Dort konnte man gut mit totem Köderfisch vom Ufer aus fischen, es hatte dort satt genug Hechte.
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Durch Rapala geriet Lough Corrib in den Fokus
Wenn man 25 bis 30 Jahre diverse Male, sagen wir ruhig sehr häufig irgendwo Urlaub gemacht hat, wird es schwierig, die einzelnen Jahre der Reisen auseinanderzuhalten. Die Tatsache, dass ich für viele europäische Angelzeitschriften Artikel geschrieben habe, Vorsitzender des SNB war, Chefredakteur für “De Visser” und zudem Irland-Fan, sorgten dafür, dass ich viele Einladungen auf die Insel erhielt, um dort zu fischen und darüber zu schreiben. Ich hatte gute Kontakte zum Irischen Fremdenverkehrsamt, fuhr mit zu den “Kings of Clubs” und anderen Wettfischen von Sponsoren und Angelsportfirmen. Gute persönliche Kontakte sind immer wichtig. Auf verschiedenen Messen konnte ich den Ausstellern aus Irland und ihren Kunden stets mit praktischen Tipps weiterhelfen.
In dieser Zeit, als ich regelmäßig in Irland war, hielt ich mich besonders häufig in der Gegend von Galway auf, bei Rapire Teo. Zu dieser Zeit war es in Finnland kaum möglich weibliches Personal zu bekommen, um die Millionen Rapala-Wobbler zusammenzubauen. In Irland war das anders. Sehr viele Frauen und Mädchen waren auf der Suche nach einem Job. Arbeit war auf der Insel knapp. Deshalb ließ Rapala in Irland produzieren, hinzu kamen Steuervorteile, ein sehr angenehmes Klima. Die Produktion konnte starten. Die Rapire Teo-Fabrik wurde in Inverin gebaut, nicht weit von Galway entfernt.
Meine Kontaktperson bei Rapala, Export-Manager Sirpa Glad-Staf, wohnte ebenfalls bei Galway, wo wir uns regelmäßig trafen. Bei den Treffen wurden oft auch Angelreviere aufgesucht, meist sogar mehrere. Ein Blick auf die Karte zeigte, dass das nächste große Gewässer Lough Corrib war. Nach einigem Fragen und Suchen erreichten wir über Moycullen und Tullykyne die Portarra Lodge. Der Empfang durch den Besitzer Michael Canney, der selbst auch mitangelte, war äußerst herzlich. Schnell war eine Angeltour für das kommende Wochenende vereinbart. Wie das erste Wochenende am Lough Corrib und die vielen grandiosen Angeltage auf dem beinahe 1.800 Hektar großen Lough verliefen, werde ich im nächsten Teil verraten. Noch etwas Geduld!
Jan Eggers