Bewegung ist Trumpf
Seit der lebende Köderfisch verboten ist, muss man sich einiges einfallen lassen, um die Räuber zu reizen. Meiner Ansicht nach ist das Verbot einer der Gründe, warum die Kunstköder einen so unfassbaren Boom erlebt haben. Bewegung muss halt her, um die Räuber anzusprechen. Früher führten Spinner, Wobbler und Blinker nur eine nebensächliche Rolle neben dem „eigentlichen Hechtköder“, dem Köderfisch. Heute es es umgekehrt, und kaum jemand fischt noch mit Köderfischen, oder, wie heute üblich „eingeenglischt“: „Deadbaiting!“
Tot wie lebend?
Ist denn überhaupt Bewegung nötig? Klare Antwort: Nöö! es geht auch ohne, denn seit Mitte der 60er Jahre, als man in England erste Tests diesbezüglich machte, weiß man, dass der Hecht nicht nur der Blitzangreifer, sondern auch die Wasserpolizei ist, indem er Aas aufsammelt. Besonders im Winter, wenn naturgemäß viele Fische sterben, bedient er sich daran nach Herzenslust und sammelt sein Mittagessen vom Grund auf, oder schlürft es sogar von der Oberfläche.
Setzt aber jetzt harte Strömung ein, im Fluss durch Schneeschmelze oder Regen, in meinen Kanälen durch Pumpen- oder Schleusentätigkeit, dann muss Esox sich notgedrungen in Bewegung setzen, und das kostet Energie. Das führt dazu, dass er auch seine Raubzüge wieder aktiver gestaltet, und die Bewegung gleichzeitig zur Futtersuche nutzt, zudem Strömung ja auch seine Beute aktiver macht.
Und runter…
An solchen Tagen hauche ich meinen toten Köderfischen Leben ein, indem ich sie driften lasse, oder sogar die „alternative Windenergie“ nutze, um mit einer Segelpose den Köder auf Touren zu bringen. Eine ganz einfache Methode bewegt sich jedoch zwischen beiden Extremen, und die wird oft unterschätzt.
Ich verwende gerne recht schlanke Hechtposen mit einer Tragkraft von 15 Gramm. Die bietet dem Hecht weniger Widerstand (auch wenn sich ein Hecht nur selten an der Tragkraft der Pose stört!). Der „Proppen“ allerdings, die Kugel unter den Hechtposen, bietet einen ganz anderen Vorteil. Er bietet mehr Wasserwiederstand, und wippt darum oben auf. Habe ich einigermaßen gute Wellenbewegung, setzt jetzt meine Pose ständig meinen Köder in Bewegung. Vorausgesetzt natürlich, dass ich ihn nicht auf Grund lege, sondern knapp darüber anbiete. Auch wenn wir hierbei nur von wenigen Millitmetern heben und senken sprechen, genügt das völlig um die empfindliche Seitenlinie anzusprechen und dem Hecht den letzten Zweifel zu nehmen. Genaugenommen spricht man mit Kunstködern nur einzelne Schlüsselreize der Räuber an, denn welcher Beutefisch bewegt sich schon so merwürdig wild wie ein Wobbler oder dreht wie verrückt, wie ein Spinner? Darum fängt man meiner Erfahrung nach mit Köderfisch nach wie vor die größeren Hechte.
…und rauf!
Wenn der Köder statisch angeboten werden soll, nutze ich die Stellfischrute, die hält ihn trotz „Schwebemodus“ am Platz. Mit der Stellfischrute, das ist sehr schön auf der in einem der Kultfilme von Thomas Kalweit und meiner Wenigkeit zu sehen (DVD der Raubfischausgabe 6/2014), hilft zusätzlich der wippende Rutenblank mit, den Köderfisch zu bewegen.
Eurer Fantasie sind also kaum Grenzen gesetzt die toten Köder auf diese Tour ein wenig lebendiger zu machen. An wind- und strömungsstillen Tagen kann man die Pose auch heranzupfen oder langsam schleppen. um den Köderfisch natürlicher anzubieten. Und das ist an manchen Tagen Trumpf. .