Aktuelle Meldungen Auf der Jagd nach Riesenhechten, Teil 9

Auf der Jagd nach Riesenhechten, Teil 9


Wer hat Informationen zu diesem Bodden-Hecht? Jan Eggers freut sich über jeden Hinweis. Bild: Jan Eggers
Bild: Jan Eggers
Auch von diesem Hecht aus dem Lago Maggiore fehlen Jan Eggers alle wichtigen Fanginformationen. Bild: Jan Eggers
Ein angeblicher 29-Kilo-Hecht aus Polen. Der Fänger soll sich bitte unbedingt bei Jan Eggers melden! Bild: Jan Eggers
Es gibt noch ein weiteres Bild von dem polnischen Hecht. Hier sieht der Fisch schon nicht mehr so kapital aus. Bild: Jan Eggers

Kann ein Hecht 30 Kilo schwer oder 156 Zentimeter lang werden? Hecht-Detektiv Jan Eggers ist auch diesmal ungeklärten Großhecht-Fällen auf der Spur.

In diesem Teil steht so einiges unter einem großen Fragezeichen. Ich stelle einige kapitale Hechte vor, bei denen das Gewicht, bei manchen Fischen auch die Länge, nicht genauer bekannt ist. Ich hoffe, dass es einige Leser gibt, die zusätzliche Informationen über diese Hechte besitzen. Das hat in der Vergangenheit schon einige Male funktioniert. Ich bin den Lesern sehr dankbar dafür!

Häufig schicken mir Leser auch Fotos von einem sehr großen Hecht. Sie fragen mich dann, ob ich weitere Informationen über diesen Kapitalen habe. In diesem Teil habe ich dafür ein gutes Beispiel. Ich weiß noch genau, wie die Entdeckung aller Fanginfos in einer französischen Angelzeitung mich sehr zufrieden machte. Aber darüber später mehr, noch etwas Geduld.

Viele weiße Flecken und falsche Informationen

Wer sich die allererste „Big Pike List“ im Domesday Book genau anschaut, dem fällt auf, dass da noch so einiges an Informationen fehlt. Von vielen Hechten, vor allem von den richtig alten Exemplaren, fehlen Länge, Bauchumfang, der Name des Fängers, oft fehlt auch, wie und womit der Hecht gefangen wurde. Fred Buller fand die meisten Fanginfos in alten Zeitungen, Büchern und Angelmagazinen, damit musste er sich zufrieden geben.

Jan Eggers (links) und Fred Buller haben viele Stunden zusammen bei der Erstellung von Listen mit kapitalen Hechten und Lachsen verbracht. Bild: Jan Eggers

In dieser Liste wurden auch zehn große Hechte aus Norwegen und Schweden erwähnt. Der schwedische Angelsport-Journalist Arne Broman hatte diese an Fred weitergeleitet. Am Ende des Domesday-Books finden wir im Appendix 2 eine zusätzliche nordeuropäische Big Pike List, eine Liste mit 48 Hechten vornehmlich aus Skandinavien, darunter auch sieben deutsche Hechte. Nicht weniger als 30 Hechte aus diesen Liste hatte Arne Broman an Fred Buller geschickt. Viele Namen der glücklichen Fänger kamen mir gleich bekannt vor, hatte ich sie doch schon in den damals sehr populären Abu-Katalogen gesehen. Seit Mitte der 1950er Jahre hatte ich diese Kataloge mit den Titeln „Napp och Nytt“, „Petri-Heil“ und „Tight Lines“ gesammelt. Sie waren für mich eine große Informationsquelle was Großhechte anbelangt. Fast in jedem Jahr hatten die Gewinner des „Abu Dream Trip“-Wettbewerbs Hechte über der 18-Kilo-Marke eingereicht. Arne Broman schickte über diese Fische nur minimale Basisinformationen zu Fred Buller. Für mich war es ein großer Vorteil, dass ich Schwedisch gelernt hatte und auch keine Mühe mit der deutschen Sprache habe, so konnte ich weitere Informationen zusammentragen. Von Abu erhielt ich Kopien der offiziellen Fangmeldungen, dazu die Adressen der Fänger, so dass ich jeden persönlich anschreiben konnte, um nach weiteren Informationen zu fragen. Vor allem in den Jahren 1980 bis 81 war ich diesbezüglich besonders aktiv, weil Fred Bullers Buch „Pike and the Pike Angler“ Ende 1981 erscheinen sollte. Darin sollte eine komplett neue „Big Pike List“ für Europa und Nord-Amerika veröffentlicht werden. In dieser Zeit fuhr ich einige Male nach England zu Fred Buller, um mit ihm die neuste Liste zusammenzustellen.

Damals hatten wir noch keine Computer, kein Internet, kein Google und natürlich gab es auch noch keine E-Mails. Alle Fakten wurden zuerst mit Bleistift von Fred auf einen großen Bogen Papier geschrieben. Die korrekte Schreibweise der Namen der Gewässer und Fänger war oft fehlerhaft, denn Fred hat überhaupt kein Gefühl für ihm fremde Sprachen. Zusammen vervollständigten wir diese neue Liste mit insgesamt 190 kapitalen Hechten über 18 Kilo. Die Gesamtzahl der Fische war stark gestiegen, die Zahl der weißen Flecken stark gesunken. Ich fand die Recherche nach fehlenden Infos und vor allem Fotos interessant, noch heute ist das mein Steckenpferd.

Je mehr Daten, desto mehr Zweifel am richtigen Gewicht

Aufwändig ohne Computer: Zeitraubende Vorarbeiten für die europäische Großhechtliste im Buch „Pike and the Pike Angler“. Bild: Jan Eggers

Im letzten Teil habe ich berichtet, dass ich oft Zweifel hatte an der Richtigkeit von Fanggewichten großer Hechte hatte, die damals beim Abo-Dream-Trip-Wettbewerb eingereicht wurden. Wenn man nur das Gewicht kennt, dann gibt es wenige Möglichkeiten, um zu bewiesen, dass da etwas nicht stimmt. Hat man weitere Daten wie Länge, Bauchumfang, Jahreszeit des Fanges oder Gewässer und gibt es zudem noch einige Fotos, dann komme ich in vielen Fällen zu dem Schluss, dass das angegebene Gewicht zu hoch ist und nicht stimmen kann.

E. Siegwald meldete innerhalb kurzer Zeit drei Hechte zwischen 18 und 20,5 Kilo. Nach Jan Eggers hat dieser magere Hecht keine 14 Kilo, er hat alle drei Hechte aus seiner Liste gestrichen. Bild: Jan Eggers

Ich habe die europäische Liste in „Pike and the Pike Angler“ genau unter die Lupe genommen. Sollte ich sie einmal neu herausgeben, dann wären 44 der 190 Hechte nicht mehr mit dabei. Das ist keine Katastrophe und niemand soll sich deshalb graue Haare wachsen lassen. Hinzu kommt noch, dass seit den 33 Jahren der ersten Veröffentlichung hunderte neue Kapitale gemeldet wurden. Wenn ich 18 Kilo als Mindestgröße ansetze, dann vermute ich, nein, ich weiß ganz sicher, dass mehr als 1.000 Hechte in die neue Liste aufgenommen werden müssten. Das wäre ein enormer Arbeitsaufwand und Zeit ist kostbar. Ich gehe lieber zum Hechtangeln, deshalb habe ich beschlossen, diese Liste nicht zu vervollständigen. Als eine besser handhabbare Alternative plane ich eine neue Top 100 oder sogar Top 200 Big Pike List. Die Leser können mir dabei helfen, brauche ich doch zu bestimmten Großhechten noch einiges an Informationen. Auch werden die treuen Leser sehen, dass einige Großhechte, die in Zeitschriften das Prädikat Weltrekord erhalten haben, gar nicht so groß und schwer waren.

Ein besonderer Mepps-Spinner war der Schlüssel

Um diesen Hecht ranken viele Geheimnisse. Jan Eggers musste lange suchen, um alle Einzelheiten über diesen Fisch aus Frankreich ans Licht der Öffentlichkeit zu bringen. Bild: Jan Eggers

In den vergangenen 20 Jahren hat sich die FISCH & FANG-Redaktion regelmäßig bei mir nachgefragt, ob ich das Gewicht eines Großhechtes stimmen könne. Ich erinnere mich beispielsweise an ein Foto auf Seite 6 in der Ausgabe 5/1995. Weil ich alle Jahrgänge besitze, habe ich dieses Foto schnell wieder gefunden. Im Artikel „Kapitaler Traum“ waren keine nähere Informationen zu finden, aber ich war mir zu 99,9 Prozent sicher, dass dort ein Foto von Martine Courtois abgedruckt war. Die Fotografin Martine war die Exfrau meines guten Freundes, dem Angelsportjournalisten Henri Limouzin. Henri ist vor ein paar Jahren gestorben und ich kann ihn leider nicht mehr fragen, ob er mehr über diesen Hecht weiß. Er schrieb immer über große Hechte in der französischen Zeitschrift „La Peche et les Poissons“ und ich habe über Jahre vieler dieser Artikel ausgeschnitten und in Mappen mit dem Titel „Frankreich“ aufbewahrt.

Henry war Berater der Firma Mepps. Er ist der geistige Vater des Mepps Lusox-Spinners und des daraus weiterentwickelten Giant Lusox Bucktail-Spinners, den es damals nur in den USA zu kaufen gab. Ungewöhnlich also, dass nun ein unbekannter Angler mit so einem Riesenhecht und dem sehr speziellen Spinner auf dem Foto prangt. Nach einigem Suchen machte ich einen Volltreffer. Auf der Titelseite von „La Peche“, August 1992, war der unverkennbare Angler abgebildet, mit einem großen Hecht, der über seiner Schulter hing. Eindeutig erkennbar waren die Handschuhe, die Angeljacke, die Hose und die Stiefel – alles identisch mit dem Foto in der FISCH & FANG. Bingo! Ich war auf der richtigen Spur. Auf den Seiten 14 bis 18 konnte ich in der französischen Zeitschrift alles über diesen Monsterhecht lesen. Hier das Wichtigste: gefangen am 2. Mai 1992 durch die Angelfreunde A. Foissac und P. Costes im Lac de Pareloup. Die Länge dieses Hechtes lag bei 137 Zentimetern, bei einem Gewicht von 19,400 Kilo. Womit dieser Hecht gefangen wurde? Nein, nicht mit einem Giant Lusox Bucktail-Spinner, sondern mit einem gewöhnlichen Rotauge von circa 15 Zentimetern Länge… Es gibt auch noch ein Foto auf dem einer der Fänger den Fisch zusammen mit Henri Limouzin hält. Darauf sieht man, dass der Hecht ziemlich lang und auch mager ist, er also kurz zuvor abgelaicht haben muss. Das Rätsel ist also nach vielen Jahren aufgelöst. Hoffentlich gibt es Leser, die mir bei dem folgenden Hecht weiterhelfen können.

Steckbrieflich gesucht

Wer weiß etwas über diesen Ostsee-Hecht? Infos bitte an Jan Eggers mailen! Bild: Jan Eggers

Verglichen mit der Zeit vor 30 bis 35 Jahren haben sich die Möglichkeiten bei meiner internationalen Suche nach Großhechten doch stark verbessert. Durch das Internet und Suchmaschinen wie google oder Seiten wie Wikipedia – nicht zu vergessen die Sozialen Medien Facebook und Twitter – ist die Welt ein Stückchen kleiner geworden. Man kann Infos abfragen, nachschlagen und ausdrucken, kombinieren und verfolgen. Auch Fotos lassen sich über die elektronische Datenautobahn blitzartig über die ganze Welt verschicken.

Ich habe es bereits am Anfang des Artikels erwähnt: Es gibt Fangumstände bei einigen großen Hechten, die ziemlich widersprüchlich sind, manche entwickeln sogar ein Eigenleben. So gibt es beispielsweise einen Hecht, der als Weltrekord anerkannt wurde, obwohl gar keine harten Fakten vorlagen. Meine Einleitung ist nun lang genug geworden, jetzt kommen wir zu Fotos und Fakten.

Vor ein paar Jahren erhielt ich von meinem Kollegen Dietmar Isaiasch ein paar Fotos von einem wirklich großen Hecht, der von einem Berufsfischer im Brackwasser der Ostsee-Bodden gefangen wurde. Der Hecht war groß – das war die einzige Information, die ich hatte. Infos zu Gewicht, Länge, Name des Fischers usw. fehlten komplett. So ein Kapitaler verschwindet doch nicht so einfach!?

Carlo Aimonetti mit seinem großen Hecht aus dem Lago Maggiore. Jan Eggers freut sich ebenfalls über Infos zu diesem Fisch. Bild: Jan Eggers

Verschwunden ist aber der Hecht des Italienischen Anglers Carlo Aimonetti, denn der Fisch wurde in den Lago Maggiore zurückgesetzt. Ich erhielt die Fotos dieses Hechtes mit dem Vermerk „Weltrekord 30 kg“. Aber auch eine weitere Mail mit dem Betreff „Lago Maggiore 25 kg“, angehängt waren anscheinend Fotos des gleichen Fisches, möglicherweise aber auch ein anderer Großhecht aus dem gleichen Gewässer. Ich wusste, dass DER RAUBISCH Interesse an so einem Fisch, den ich auf 22,5 Kilo schätzte, haben könnte. Aber möglicherweise weiß jemand mehr, vor allem, ob es Fotos des gleichen Fisches sind?

Es zirkulieren auch Fotos eines möglichen Weltrekordhechtes aus Polen, der 29 Kilo schwer gewesen sein soll, bei einer gewaltigen Länge von 156 Zentimetern. Ich hätte gerne Informationen über Fänger, Gewässer, Fangumstände und am liebsten die Adresse des glücklichen Hechtanglers. Dann können meine polnischen Nachbarn ihm einen Brief mit Fragen schicken, und womöglich ist es ja ein Weltrekord. Was die Länge betrifft, ist mir noch nie ein längerer Hecht als 151 Zentimeter untergekommen. Das ist jetzt eine gute Gelegenheit: Im nächsten Teil werden wir uns den 140-Zentimeter-plus-Club genauer anschauen. Ich freue mich auf Eure Reaktionen: the.pike.ferret@hetnet.nl

Jan Eggers

Hier geht es zu Teil 8 der Serie…

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