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Auf den Auftrieb kommt es an


Auf den Auftrieb kommt es an
Der neue Flotation-Zweiteiler von Abu erfüllt die strenge ISO-Norm 12402-5. Auch in der Hose steckt Auftriebsmaterial.

Welche Normen muss ein Flotation-Anzug erfüllen, und was bedeutet das für den Angler? FISCH & FANG hat recherchiert.

Die große Verwirrung fängt schon beim Namen an: Thermo-, Flotation- oder Überlebensanzug? Vielen Anglern, teilweise sogar Fachhändlern, ist die eigentliche Bedeutung der Begriffe nicht so recht klar. Kein Wunder, dass man da beim Kauf schnell die Orientierung verliert.

Um eines gleich von vornherein klarzustellen: Bei Überlebensanzügen handelt es sich um Modelle, wie sie beispielsweise auf großen Schiffen, Bohrinseln oder in der Rettungstechnik verwendet werden. An solche Anzüge werden deutlich höhere Anforderungen bezüglich des Auftriebs (bis 275 N) gestellt. Zudem müssen sie mit einem speziellen Kälteschutz ausgestattet sein. Diese Modelle sind in der Regel an Hand- und Fußpartien komplett geschlossen – ähnlich, wie man es von Trockentauchanzügen kennt. Solche Ausführungen kommen normalerweise beim Angeln nicht zum Einsatz, weil sie zum Fischen einfach nicht praktikabel und zudem sehr teuer sind. Bleiben also Thermo- und Flotation-Anzüge, die von Anglern größtenteils auf dem Meer benutzt werden.

Hier sieht man, wie ein Flotation-Overall den Angler über Wasser hält. Aber Vorsicht: Der Anzug ersetzt nicht die Schwimmweste.

Unter dem umgangssprachlich verwendeten Ausdruck „Thermo“ verbirgt sich ganz allgemein ein ein- oder zweiteiliges Bekleidungsstück, das seinen Träger in erster Linie warm halten soll. Der herkömmliche „Thermo“ ist nicht zum Meeresangeln geeignet, weil er den über Bord gefallenen Angler in seiner Bewegungsfreiheit einschränkt und eher hinderlich als hilfreich ist. Eine ISO-zertifizierte Schwimmhilfe hingegen bietet zumindest einen gewissen Schutz vor Ertrinken sowie vor Kälte. In diesem Fall spricht man von einem Flotation-Overall (Jacke und Hose in einem) beziehungsweise -Zweiteiler (Jacke und Hose separat). Ganz wichtig ist in diesem Zusammenhang der Begriff „Schwimmhilfe“. Wie der Name schon sagt, handelt es sich dabei um Anzüge, die dank eingebautem Auftriebsmaterial die über Bord gefallene Person beim Schwimmen unterstützt. Man darf solche Modelle also nicht mit den eingangs beschriebenen Überlebensanzügen verwechseln, was jedoch leider immer wieder vorkommt.

Strenge Normen

Damit auch der Angler weiß, ob es sich beim jeweiligen Anzug tatsächlich um eine Schwimmhilfe handelt, hat das Europäische Komitee für Normung (CEN) in Brüssel bestimmte Richtlinien herausgegeben. Jahrelang galt diesbezüglich die Norm EN 393. Diese wurde schließlich Anfang 2007 durch die so genannte ISO 12402-5 ersetzt. Damit verschärften sich die Qualitätsansprüche, die solch ein Anzug bewältigen muss. Beispiel: Der Gesamtauftrieb muss im richtigen Verhältnis zur Größe des Anglers stehen. Allerdings war die Industrie seinerzeit nicht in der Lage, Produkte zu entwickeln, die diesen Anforderungen gerecht werden. Daher durften Anzüge nach alter Norm EN 393 weiterverkauft werden, allerdings ohne Veränderungen.

Die meisten Schwimmhilfen sind mittlerweile mit Neopren-Bündchen versehen.

2009 ist es dann erstmals einigen Angelgeräte-Herstellern (darunter Abu, Penn und DAM) gelungen, die strengen Kriterien der ISO-Norm 12402-5 zu erfüllen. Nach veralteter EN 393-Norm gefertigte Modelle sind zwar immer noch erhältlich, allerdings erfüllen diese nicht die neuen Richtlinien, man darf also auch nicht mit diesen Standards werben. Michael Stahlberg, Geschäftsführer von Pure Fishing Deutschland, sagt: „Dies wäre so, als wenn man ein Auto mit dem Hinweis ‚technisch einwandfrei‘ verkaufen will, das vor vier Jahren zum letzten Mal beim TÜV war.“

Die Kriterien

Sämtliche Schwimmhilfen unterliegen ganz speziellen Klassifizierungen. Im Falle von Flotation-Anzügen, wie Angler sie tragen, spricht man von einer so genannten Leistungsstufe von 50 Newton (N). Dies ist die Einheit der Gewichtskraft. Vereinfacht gesagt: 50 N steht für die Kraft, die man benötigt, um 50 Kilo zu beschleunigen. Hier symbolisiert das Ganze die Stärke des Auftriebs. Ganz wichtig in diesem Zusammenhang: Die 50-N-Leistungsstufe gilt nur für Schwimmer sowie für geschützte Gewässer. Solche Anzüge bieten nur einen eingeschränkten Schutz gegen Ertrinken und sind somit auch keinesfalls mit einer Schwimmweste vergleichbar.

Vorschrift: Jedes Flotation-Modell nach ISO 12402-5 muss ein solches Etikett mit Sicherheitshinweisen haben.

Flotation-Anzüge der neuen ISO-Norm müssen neben der Leistungsstufe von 50 N noch weitere Anforderungen erfüllen. So werden Werte wie der Auftrieb innerhalb von 24 Stunden zweimal getestet. Die Abweichungen dürfen maximal bei fünf Prozent liegen. Schwimmhilfen müssen weiterhin mit Reflektoren versehen sein, die mindestens eine Fläche von 100 cm² bedecken.

Bei Zweiteilern wird beispielsweise darauf geachtet, dass nicht nur die Jacke (wie früher der Fall), sondern auch die Hose mit entsprechendem Auftriebsmaterial ausgestattet ist. Ferner müssen sämtliche Angaben zum Auftrieb, Leistungsstufe und Körpergröße sowie zur Lagerung, Handhabung und Pflege auf einem salzwasserbeständigen Etikett im Anzug vermerkt sein.

Mindestauftrieb
  Kinder   Erwachsene  
Gewicht (kg) bis 40 40 bis 60 60 bis 70 über 70
Auftrieb (N) 35 40 45 50

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