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Auf Achse in Holstein (1): Großer Plöner See

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Auf Achse in Holstein (1): Großer Plöner See
Am Großen Plöner See startete die fünftägige Angelreise. Im Hintergrund: das Plöner Schloss.
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  • Mathias Fuhrmann war wieder unterwegs. Rund um Plön begegneten ihm sonnige Aale, nette Kollegen und ein unverhoffter Superzander. Außerdem fing er Hechte und Barsche, geriet mit dem Ruderboot in einen Sturm und lieferte sich ein Wettrennen mit einem Möwenschwarm. Mehr lesen Sie in seinem Tagebuch.

  • 1. Großer Plöner See: Schluss mit Schneider nach vier Würfen. 2. Behler See: Geheime Berge und eine stachlige Überraschung. 3. Großer Eutiner See: Mathias staunt und Uwe fängt. 4. Dieksee: Endspurt mit Zocker, Blinker und Gummifisch.

    Kurz & knapp

     

    Einer der größten Naturseen Deutschlands – besonders interessant für Raubfischangler.

     

    Schwierigkeitsgrad:
    Wer etwas Erfahrung mit Großgewässern hat, wird hier Hecht und Barsch fangen. Achtung: Wind nicht unterschätzen, Wettervorhersage unbedingt beachten!

     

    Naturerlebnis:
    Viel Wasser, geringer Angeldruck. Besonders in der Nebensaison sehr ruhig.

     

    Empfohlene Methode für einen Kurzbesuch:

    Schleppen auf Hecht, Spinnfischen auf Hecht und Barsch.

    1. Tag

    Ein schöner Augusttag, kurz nach Mittag. Mit kleiner Verspätung komme ich in Bosau am Ostufer des Großen Plöner Sees an. Dort treffe ich Henry Michalski. Er ist mir von meinem Kieler Freund Horst Hennings als exzellenter Angelführer empfohlen worden. Doch zunächst führt Henry mich in die Wirtschaft – ich muss unbedingt noch was essen. Bei hausgemachtem Sauerfleisch und Bratkartoffeln gibt mir Henry fast eine Fanggarantie: „Hecht dürfte kein Problem sein, Barsche müssen wir etwas suchen, müsste aber auch klappen.“ Klingt gut. Oder lehnt er sich zu weit aus dem Fenster?

    Bei der Ausfahrt legt Henry sich ordentlich in die Riemen. Der Plöner See ist ein großes und windanfälliges Gewässer, aber erlaubt sind nur Ruderboote. „Wenn du hier groß geworden bist, hast du stählerne Oberarme“, sagt er, während wir die flache, karpfenverdächtige Bucht bei Bosau durchfahren. Durch eine Passage im Norden gelangen wir auf den riesigen Plöner See. Das Wasser wird tiefer, nach kurzer Zeit zeigt das Echolot 20 Meter. Hier liegen irgendwo zwei Unterwasserberge, das weiß ich aus einer Tiefenkarte, die ich im Internet gefunden habe. Aber Henry winkt ab: „Da kennen die Fische die Köder schon mit Artikelnummer. Wir versuchen es am Westufer beim Stangenberg.“ Der Stangenberg ist eine weit in den See ragende Landzunge mit flachen Bänken und viel Kraut – so wie es die Hechte mögen. Da das Kraut bis dicht unter die Oberfläche reicht, entscheide ich mich für einen Storm Wild Eye Suspending Shad. Den kann man schön langsam mit kurzen Pausen führen.

    Vier Würfe später bin ich kein Schneider mehr. Stürmische Attacke, kurzer Drill, und ein 70er Hecht kommt ins Boot. Henry hat also nicht zu viel versprochen. Sowieso ist er ein netter Typ, der seine Erfahrungen gern teilt. So erzählt er mir, dass er Hechte am Plöner See am besten auf Effzett-Blinker fängt, gefolgt von Gummifischen. Ein Blick in seine Köderkiste zeigt, dass er besonders der Farbe Gelb vertraut. Auch heute: Henry fischt einen 15 Zentimeter langen gelben Kopyto, der ihm in kurzer Zeit zwei Fehlbisse beschert. Ein weiterer Fisch geht ihm nach kurzem Drill verloren.

    Da strahlt der Autor. Nur vier Mal musste er den Wild Eye Suspending Shad werfen, um diesen Hecht zu fangen.

    Bald darauf bemerken wir einen riesigen Möwenschwarm. Wo Möwen jagen, jagen auch Barsche – also nichts wie hin! Doch kaum angekommen, sind die Möwen weg und tauchen in einem Kilometer Entfernung mit großem Spektakel nach den aufgescheuchten Kleinfischen. Da hilft kein hausgemachtes Sauerfleisch, dieses Wettrennen können wir nicht gewinnen. Deshalb versuchen wir am alten Platz unser Glück. Hier im Mittelteil verläuft eine über 30 Meter tiefe Rinne, und an der Ostkante bei 15 bis 17 Metern Wassertiefe beißen mehrere Barsche auf Zocker mit kleinem Twister als Beifänger. Die meisten sind Durchschnitt, aber ein paar ordentliche sind auch dabei. „An manchen Tagen fängst du hier 30 bis 40 gute Barsche“, sagt Henry. Kein Zweifel, der Plöner See ist ein Raubfischsee. Henry erzählt, dass jedes Jahr beim Schleppen und Spinnfischen viele Hechte von über zehn Kilo an den Haken gehen. Heiße Stellen seien die Krautfelder der Berge und Landzungen. Senken, Kanten und Freiwasser bieten ebenfalls gute Möglichkeiten. Seeforellen und Zander sind seltener. Interessant sind laut Henry noch die guten Aale des Plöner Sees. Sie beißen in den tiefen Löchern, teilweise auch noch spät im Jahr.

    Die Möwen stets im Blick. So sucht man am Plöner See nach Barschen.
    Henry Michalski braucht nicht lange, da hat er den ersten Barsch am Twister-Haken.

    Abends erzähle ich Henry, dass ich in drei Tagen an den Dieksee fahre und bitte ihn, mitzukommen. „Gern“, sagt er.

    Tag 2

    Nach kurzer Nacht im Auto auf dem Zeltplatz treffe ich Udo Größel, einen Vereinskollegen aus dem Deutschen Hechtanglerclub. Natürlich stehen bei uns die Hechte auf dem Programm. Udo hat schon viele im Plöner See gefangen. „Allerdings ist es nicht einfach, sie zu finden“, sagt er. Kein Wunder, bei 2.900 Hektar Wasserfläche. Vom Bosauer Hafen aus stechen wir in See – mit einem großen Kraller-Boot, das uns der ASV Pliete netterweise geliehen hat.

    Wir schleppen einen großen Bogen nach Süden über den tiefsten Seeteil; fast 60 Meter sind es da. Udo benutzt seinen Lieblingswobbler, einen Butch in Blau-Silber. Ich setze auf Castaic-Köder. Leider darf man auf dem Plöner See nur mit einer Rute pro Angler schleppen, das schränkt uns etwas ein – genauso wie der Südost-Wind, der immer frischer wird.

    Dieses Foto zeigt Udo Größel kurz nach der Landung eines schönen Hechtes – und kurz vorm Lästern über die Köder des Autors.

    Nach dem Südschwenk schleppen wir parallel zum Westufer über 15 bis 20 Meter Wassertiefe, wechseln dann zur mehr als 30 Meter tiefen Rinne im Norden des Bosauer Teils. Kaum dort angekommen, ist auch schon die erste Rute krumm. Ein schöner Hecht auf Udos Butch. Den nächsten Biss bekomme ich, kann ihn aber nicht verwandeln. Wir drehen große Runden in dem fängigen Gebiet und kämpfen mehr und mehr gegen den Wind. Erneut ist es der Butch, der einen Fisch bringt, und Udo lästert schon über meine teuren Castaic-Köder. Inzwischen hat der Wind Sturmstärke erreicht. Wir müssen abbrechen. Selbst ein solides Boot wie das Kraller, das von zwei Mann gleichzeitig gerudert werden kann, stößt bei Windstärke 5 bis 6 auf dem Großen Plöner See an seine Grenzen. Nach zwei Stunden erreichen wir den Hafen – froh und ganz schön kaputt.

    Tag 3

    Um 6 Uhr Treffen mit Felix Weihrauch, Berufsfischer bei der Fischerei Reese in Plön. Wir sind für ein paar Angelstunden auf dem Nordteil des Sees verabredet. Bei Frühnebel laufen wir aus. Ich will unbedingt meine Castaic-Köder rehabilitieren und bitte Felix, ebenfalls einen zu benutzen. Gerade fahren wir an einer kleinen Insel vorbei, als einer der Sideplaner nach hinten gerissen wird. Felix greift zur Rute. Nach kurzem Drill gibt sich ein 95 Zentimeter langer, wunderschön gezeichneter Hecht geschlagen. Gebissen hat er auf den 30 Zentimeter Castaic Realbait in Forellendekor. Wenn das Udo wüsste! Kurze Zeit später beißt noch ein Hecht, leider bleibt er nicht hängen.

    Felix Weihrauch ist Fischer. Diesen kapitalen Hecht fing er aber mit der Angel (Köder: Castaic Realbait).

    Felix erzählt, dass Angler am Plöner See auch bei den Berufsfischern willkommen sind. Die Fischerei Reese hat deshalb ein Angebot entwickelt: Von der Ferienwohnung über das Mietboot bis zum Guiding bietet sie angelnden Gästen ein Rundum-sorglos-Paket. „Und wenn du uns Fischern mal beim Heben der Netze zusehen möchtest, kannst du das ebenfalls buchen“, sagt Felix.

    Das lasse ich mir nicht entgehen. Am späten Vormittag geht’s mit den Fischern aufs Wasser. Zuerst ist ein Barschnetz dran. Der Fischer hebt einen Barsch nach dem anderen an Bord. Alle haben so zwischen 25 bis 30 Zentimeter. Alltag am Plöner See, wie die Fischer sagen. Auch zwei kleine Hechte kommen an Bord. „Hechte sind mit Netzen nur schwer zu fangen, sie sind nur Beifang“, erklärt Felix. Daher überlassen die Fischer sie den Anglern, worüber ich meine Freude kaum verbergen kann. Als nächstes heben die Fischer ein Maränen-Netz. Leider ist es nicht gut gefüllt. Felix greift sofort zum Telefon und storniert einen Teil der Vorbestellungen. Beim letzten Netz ist der Fang besser, wertvolle Edelmaränen hängen in den Maschen.

    Dann Mittagessen in Reeses Restaurant. Superlecker! Mir wird eine Platte mit heimischen Fischspezialitäten serviert, an die ich noch lange denken werde. Als ich am frühen Nachmittag vom Hof der Fischerei Richtung Behler See aufbreche, kann ich die Augen kaum noch offen halten. Der Sturm von gestern sitzt mir in den Knochen, und viel Schlaf habe ich in den letzten Tagen nicht bekommen. Ich parke im nächsten Waldweg und schlafe sofort ein.

    Gewässer-Check

    Informationen: Ascheberger Teil: Fischerei Lasner, Gut Ascheberg 3, 24326 Ascheberg, Tel. 04526/339818. Plöner Teil: Fischerei Reese, Eutiner Str. 8, 24306 Plön, Tel. 04522/6236, Internet: fischzucht-reese.de. Bosauer Teil: Fischerei Schwarten, Jungfernort 5, 23701 Eutin, Tel. 04521/1666. Gute Infos auch in den Ausgabestellen, beim LSFV e.V. Papenkamp 52, 24114 Kiel, Tel. 0431/676818 und bei Fisherman‘s Partner, Pinassenweg 26, 23558
    Lübeck, Tel. 0451/8130030.

    Mindestmaße cm/Schonzeiten: Bach- und Seeforelle 35/-, Aal 45/-, Hecht 50/01.01.-31.05., Wels 70/-, Zander 50/01.01.-31.05., ansonsten gelten die Bestimmungen des Landesfischereigesetzes.

    Lizenzen: Tag 10 €, Woche 40 €, Jahr 140 €. Unter anderem erhältlich beim Angelcenter Holsteinische Schweiz, Weidestr. 33, 23701 Eutin, Tel. 04521/798555. Ausgabestellen sind zudem die Fischereipächter (s. Informationen), Campingplätze und Touristinformationen.

    Bestimmungen: Maximal sind drei Handangeln erlaubt, darunter eine Raubfischrute. Als Angelboote sind nur Ruderboote zugelassen. Beim Bootsangeln 50 Meter Abstand vom Schilf und Ufer halten. Fangbegrenzung: täglich zwei Hechte oder ein Zander.

    Mietboote: Unter anderem bei der Fischerei Reese (s. Informationen). Wer regelmäßig am Plöner See fischen möchte, kann sich dem Sportanglerverein Pliete in Lübeck anschließen (kostenfreie Boots-Nutzung, keine Aufnahmegebühr, Internet: pliete.de). Ähnliche Angebote auch von anderen Vereinen. Weitere Bootsvermieter im Internet: ploenersee-tourismus.de

    Guiding: Henry Michalski, Tel. 0173/6829735 (Bosauer Teil) und Felix Weihrauch (Plöner Teil), der über die Fischerei Reese zu buchen ist.

    Unterkunft: Touristik Information, Bischof-Vicelin-Damm 11, 23715 Bosau, Tel. 04527/97044, Internet: ploener
    see-tourismus.de

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