Zielfische Aal Angeln auf Aal: Simple Sitzung

Angeln auf Aal: Simple Sitzung


Angeln auf Aal: Simple Sitzung

Bloß keine Wissenschaft und kein Hightech beim Aalangeln, meint Matze Koch. Wie man ganz einfach zum Erfolg kommen kann, erklärt der Ostfriese am Beispiel seiner Frau Moni.

Ich bin schon immer der Meinung gewesen, dass Angler vieles verkomplizieren. Dinge, die man auch höchst einfach lösen kann, werden mit aufwändigen Montagen und zeitraubenden Strategien angegangen. Mir brachte stets der simpelste Weg die größten Erfolge. Elektronische Bissanzeiger sind beim Langzeitansitz zwar nicht mehr wegzudenken. Schließlich will man während der langen Wartepausen auch mal ein Nickerchen machen. Und Echolot plus GPS gehören auf Großgewässern zur Fischsuche ebenfalls zum unverzichtbaren Rüstzeug, wenn man als Gastangler die knapp bemessene Angelzeit optimal nutzen möchte. Doch wer braucht ein Echolot an einem Kanal mit gleichförmiger Struktur? Und für einen Kurzansitz auf Aal muss es schon gar kein Elektronik-Klimbim sein!

Von meinem 12. bis 30. Lebensjahr waren Aal und Zander die einzigen Fischarten, die mein Interesse weckten. Da ich heute noch unter dieser Überdosis leide und meine Frau umso begeisterter und überaus erfolgreich den Wasserschlangen nachstellt, sehe ich meinen Angeltag heute mal streng beruflich. Dazu werde ich Moni einfach mal über die Schulter blicken, um ihr einfaches Fang-Rezept zu vermitteln.

Der gute alte Tauwurm

Im dunklen Nachtschatten der mächtigen Linden geht Moni auf die Jagd. Die Kopflampe gibt mit der leicht abgedämpften Diode nur einen schwachen Lichtschein ab. Mit vorsichtigen Schritten bewegt Moni sich Stück für Stück vorwärts. Keine Sekunde lässt sie die Objekte der Begierde aus den Augen. Dann greift sie zu. Aber nicht nach ihrem Zielfisch, sondern nach einem Tauwurm – ihrem Lieblingsköder für Aale.

Hier macht Moni keine Kompromisse mehr. Nach vielen Versuchen mit Mistwürmern, Dendrobenas, Maden und Köderfischen bleibt für sie der fette Tauwurm die Nummer eins. Ich selber habe früher gerne ein quirliges Bündel Mistwürmer verwendet. Die bewegen sich unter Wasser länger und verbreiten eine stärkere Duftspur. Doch der Erfolg gibt Moni Recht: Denn wenn wir gemeinsam fischen, fängt sie meist besser als ich. Um die Tauwürmer frisch und beweglich zu halten, wechselt Moni einfach alle Viertelstunde den Köder. Klar, dass es bei dem Verbrauch dann durchaus lohnt, bei Dunkelheit über den Deich zu schleichen. Tauwürmer lassen sich am besten über feuchtem Gras sammeln, und zwar an milden, windstillen Abenden.

Moni auf Tauwurmjagd am Deich.

Wer kapitale Aale fangen möchte, sollte allerdings einen Geheimköder nicht unterschätzen: Nacktschnecken. Allerdings ködern wir die wirklich nur an Tagen an, an denen die schleimigen Weichtiere im Ufergras zu finden sind. Denn dann ist sicher gestellt, dass die Aale diesen Happen auch wirklich nehmen.

Kleine Greifer in Rot

Wichtig beim Anködern von Nacktschnecken ist der richtige Haken. Der sollte in etwa gleichschenklig sein. Denn die Kriechtiere haben die Angewohnheit, sich eng zusammenzuziehen und im Hakenbogen zu hängen. Dann ist es von Vorteil, wenn nicht zuviel vom Schenkel herausschaut. Eine Ködernadel erleichtert das Aufziehen erheblich.

Für den Standardköder Wurm verwendet Moni Haken der Marke Gamakatsu. Der sanfte Schwung dieser Modelle lässt die Kringler besser halten. Zudem sind die Haken nadelscharf und bleiben bei der Nagelprobe regelrecht kleben. Das ist ausgesprochen wichtig, denn auch Aale werden seit eh und je mit einer Art Selbsthakmontage gefangen. Dazu wird die Schnur beim Grundangeln einfach leicht gespannt, und ein Glöckchen oder ein Einhängebissanzeiger signalisiert uns: Der Aal hängt! Deshalb ist es von großer Bedeutung, dass die Haken im Aalmaul genauso schnell kleben bleiben wie an unserem Fingernagel. Mit Gamakatsus der Größen 6 bis 8 ist man für alle Ge-gebenheiten bestens gerüstet. Nur bei der Verwendung von Köderfischen sind größere, 2/0er Haken sinnvoll. Ein vermeintlicher Riesenhaken, dessen Ausmaße sich jedoch beim Kopf-voran-Aufziehen eines Rotauges schnell relativieren. Denn viel wird hinterher vom Eisen, dessen Spitze im Maulwinkel liegt, nicht mehr überstehen.

Kurze Vorfächer besser

Für das Vorfach haben sich schon seit ewigen Zeiten monofile Schnüre bewährt. Ein Kaliber von 0,30 Millimetern reicht aus, um auch mal kleine und mittlere Aale mit sanftem Schwung aus dem Wasser zu heben, ohne gleich zum Kescher greifen zu müssen. Die erwähnten Gamakatsu-Haken gibt’s übrigens fertig gebunden in Vorfachlängen bis zu 80 Zentimetern. Das überlange Mono hat den großen Vorteil, dass man es jederzeit bedarfsweise kürzen kann – womit wir bei einem wichtigen Aspekt angelangt sind. Denn einfach fischen heißt noch lange nicht nachlässig vorgehen! Bei aller Liebe zur Schlichtheit darf man nämlich keinesfalls die Details aus dem Auge verlieren.

Kleine Haken, kurze Vorfächer, fette Aale, lautet die Erfolgsformel.

Die Vorfachlänge zum Beispiel ist oft von entscheidender Bedeutung. Während beim Zanderangeln aufgrund der oft sehr vorsichtigen Bisse Längen von 80 bis 120 Zentimetern vernünftig sind, wäre ein Aal bei diesem Maß schon lange wieder abgedreht. Denn er würde längst den Köder vom Haken genuckelt haben, ehe der Angler überhaupt etwas davon mitbekommen hätte. Vielmehr müssen Aale zügig gehakt werden, weshalb bei uns nur kurze Vorfächer bis maximal 40 Zentimeter zum Einsatz kommen. An Tagen, an denen wir verstärkt Fehlbisse registrieren, gehen wir sogar bis auf 20 Zentimeter herunter. Besonders bei „Schwanzbeißern“ punktet ein kurzes Vorfach, kombiniert mit einem Wurmstück, das den Haken nur gerade so bedeckt. Die Spitze sollte eben noch frei bleiben, weil vorsichtig beißende Aale dann deutlich besser hängen bleiben. Somit entfällt der „Verzögerungseffekt“ eines langen Vorfachs.

Ein noch kleineres, aber nicht minder wichtiges Detail stellt der Wirbel dar. Der sollte sauber schließen und im Idealfall zwei Tönnchen besitzen. Die wirken nämlich der Angewohnheit der größeren Schlängler entgegen, sich im Drill wild um die eigene Achse zu drehen. Ein Manöver, das die Schnur übel verdrallen und im Extremfall zum Bruch der Hauptschnur führen kann. Auf den Wirbel folgt eine kleine Perle als Knotenschutz, gefolgt von einem kleinen Birnenblei, das frei auf der Hauptschnur gleitet. Ist das Gewicht an ein Anti-
Tangle-Röhrchen gehängt, kann es bedarfsweise schnell ausgetauscht werden. Das Blei sollte man schwer genug wählen, damit sich die Schnur gut straffen kann. Ein Gewicht von etwa 50 Gramm aufwärts hält nicht nur die Montage sicher am Platz. Es leistet auch gute Dienste als „Umlenkrolle“, wobei der Biss auf die Rutenspitze übertragen wird, ohne dass der Aal das Blei bewegen muss.

Freie Leine für Sensible

Wird im Nahbereich angesessen, genügen auch Olivenbleie von etwa 20 Gramm. Und wer es – wie Moni – zwischendurch mal ganz unbeschwert mag, kann auch ganz auf das Gewicht verzichten und es mit „freier Leine“ probieren. Eine sensible Methode, die meine Frau öfters dann anwendet, wenn die Aale nicht so richtig laufen, das heißt, nicht in Beißlaune sind. Denn wenn der Haken direkt an die Hauptschnur geknotet und kein Blei montiert ist, bekommt man jeden, wirklich jeden noch so zaghaften Zupfer mit, ohne dass der Schlängler Lunte riecht. Der Anschlag muss dann allerdings zum richtigen Zeitpunkt kommen, da bei der „freien Leine“ ja der Selbsthakeffekt fehlt. Das perfekte Timing aber hängt von vielen Faktoren ab – ich kann nur raten: Probieren und vor allem die Schnur im Auge beziehungsweise zwischen den Fingern behalten!

Eine simple Laufbleimontage genügt, um den Tauwurm fängig anzubieten.

Dass Aale vor allem im Dunkeln beißen, weiß wohl jeder Angler. Von dieser Regel kann man eigentlich nur die Tiden-Gewässer ausnehmen. Denn wo die Gesetze von Ebbe und Flut herrschen, richten sich die schleimigen Gesellen beim Fressen eher nach dem Wasserstand und der Strömung als nach der Tageszeit. Aber auch ganz früh im Jahr, wenn sich im April die ersten Flachzonen erwärmen, macht ein Ansitz bei Sonnenschein Sinn. Denn die Nächte sind noch so kalt, dass die Schlängler lieber in ihren Verstecken bleiben. Wer klassisch, also im Dunkeln, auf Aale ansitzt, ist gut beraten, Ordnung am Angelplatz zu halten. Auch dafür hält Moni einen Tipp parat, der so einfach wie nützlich ist: Als Unterlage für alle benötigten Utensilien dient ihr ein weißes Tuch. Das ist in der Dunkelheit besonders gut zu sehen.
So liegen Lösezange, Hakenmäppchen, Köder, Fischtöter und eine Box mit Kleinzubehör stets griffbereit und können nicht so leicht verloren gehen.

Als Beleuchtung dient meiner Frau eine leichte Kopflampe. Damit hat sie beide Hände frei. Und wenn Moni viele Aale bändigen musste, dann steht sie auch schon mal nachts um zwei am Herd und brät sich ihre Fänge – einfach, aber lecker natürlich!

Extra-Tipp: Aale anfüttern

Wenn‘s mal nicht so richtig läuft beim Ansitz, kann man ein bisschen nachhelfen. Anfüttern bietet sich bei den geruchsempfindlichen Aalen natürlich ganz besonders an. Dazu zerkleinere ich Fisch und fülle die Stücke in einen Futterkorb. Der stark riechende Stint hat hier eine ganz besondere Lockwirkung. Alternativ eignen sich auch Forellen-Pellets gut.

Beißfaule Aale lassen sich an den Hakenköder locken, wenn der Futterkorb mit Fischstücken befüllt wird.

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