Angelbuch-Autor Bernd Taller hat uns eine kleine Geschichte genau passend zum Frühjahr geschickt. Die Natur erwacht langsam und jeder Angler verbindet damit unvergessliche Erlebnisse.
Wie oft habe ich diesen Platz an der alten Schwarzerle im Laufe der Jahrzehnte schon besucht? Ganz sicher hunderte Male. Bereits als Jugendlicher zog es mich hierher. Linkerhand befindet sich Flachwasser, rechts davon wird es tiefer. Ideal, denn im Frühjahr erwärmt sich der seichte Bereich zuerst und bringt ein reges Insektenleben. Mit der feinen Pose und einem 18er Häkchen lassen sich immer einige Rotaugen erbeuten. Wenn dann im Jahresverlauf die Sonne höher steigt und den See erwärmt, ist der tiefere Bereich fangträchtiger. Ein Karpfen oder eine starke Schleie, der Platz an der Erle ist immer für Überraschungen gut. So wie an jenem Februarnachmittag der achtziger Jahre. Mit einer Mischung aus Panier- und Maismehl hatte ich ein wenig angefüttert als auf die unberingte Stipprute ein Rotauge biss. Doch der nächste Fisch zog deutlich stärker und entpuppte sich als Karpfen. Und die nächsten Bisse brachten noch drei weitere Rüssler. Ich hätte an der Stippe nie eine Chance besessen, in dem kalten Wasser jedoch war die Kampfkraft dieser Schuppenkarpfen begrenzt. Der Drill der drei bis vier Pfund schweren Exemplare gestaltete sich wie ein Führen an der Hundeleine. Nach links, nach rechts und am Ende in meinen Unterfangkescher. Der letzte Biss brachte noch ein Rotauge. Damit war der Spuk beendet.
So manchen Fang bescherte mir dieser magische Platz. So wie diesen etwa kiloschweren Barsch der auf einen Wackelschwanz biss. Am Köder zeigt sich schon, dass dies ebenfalls in den Achtzigern war. Vibrotails waren damals schwer angesagt.
Und auch heute sitze ich wieder hier. Gemütlich eine Pfeife schmauchend, habe ich zwei Ruten ausgelegt. Eine gespließte englische Matchrute, kombiniert mit einer Mitchell 300 sowie eine Teleskoprute der Marke Noris- Shakespeare an der sich eine ABU Cardinal 33 befindet. Sämtliches Gerät ist etwa so alt wie ich selbst- 60 Jahre. Ein nostalgisches Genussfischen der ganz besonderen Art!
Bernd Taller