Alles senkrecht


Alles senkrecht

05.01.2015 12:10 von Matze Koch

Vom Boot aus ist der Vertikalangler zweifellos im Vorteil, denn heiße Stellen wie diese erreicht der Uferangler mit den kurzen Ruten nicht

Wer hats erfunden?

Es wird viel gestritten, wer die Idee zum Vertikalangeln hatte. Naheliegend ist, dass es vom Eisangeln kommt, denn da kann man nur vertikal angeln. Ich betreibe das Vertikalangeln seit vielen Jahren aber nicht nur vom Boot aus, denn als eingefleischter Uferangler sehe ich gar nicht ein, warum ich die schönsten Angelmethoden den Bootsbesitzern überlassen soll.

 

Vom Ufer aus

Darum begann ich früh das Vertikale auch vom Ufer aus zu probieren. Mein erster Schritt ist dabei natürlich immer, ein geeignetes Ufer zu finden, denn es macht nur wenig Sinn an einem flach einlaufendes See, am Ufer in zwanzig Zentimetern Tiefe Köder vertikal anzubieten. Erste Regel also: Tiefes Wasser direkt vor den Füßen! Das findet man an Spundwänden oder Kaimauern und Brücken oder Schleusen (wenn erlaubt). Allerdings ist „tief“ relativ. In großen Industriehäfen kann man direkt an der Spundwand bis zu fünfzehn Metern Tiefe finden. An einem Poldergraben, der mittig kaum andertalb Meter tief ist, und im Normalfall zu den Kanten flach ausläuft, kann man 1,2m direkt am Ufer auch schon als „tief“ werten.Genau wie die Klassikerfrage an mich „wie viele Boilies soll ich an meinem See füttern“, ist eben auch die Gewässertiefe sehr relativ zu bewerten.

 

Dies hübsche Pummelchen hätte man auch vom Ufer aus fangen können. Er biss auf einen vertikal geführten „Nervous Rex“ direkt unter dem Schwimmsteg in kaum zwei Metern Tiefe.

 

Man muss also schon wissen, wo man diese Methode einsetzt, und das ist eigentlch nicht sonderlich schwer zu entscheiden. Kollege Matthias Melchior fängt vertikal an den Spundwänden großer Schifffahrtskanäle, ich setze das auch am Polder erfolgreich ein, das Spektrum der Möglichkeiten ist also groß.Ich habe dabei immer wieder mal neidisch auf die Bootsangler geschielt, das gebe ich gerne zu, denn wenn ein Baum fünf Meter vom Ufer entfernt ins Wasser ragt, dann erreicht man diese Stelle vom Ufer aus einfach nicht.

 

Das Ufer an dem Stephan hier steht ist nicht wirklich gut begehbar, schreit aber danach vertikal beangelt zu werden

 

Naturköder langsam geführt

Hervorragend geeignet sind die Frenzysysteme, mit denen man große Köderfische vertikal führen kann. Sowohl Stinte als auch Rotaugen biete ich damit überaus erfolgreich an. Nachdem ich im Jahr 2014 ohnehin ein wenig unverschämt vom Fangglück verfolgt war, ging mir auf ein vertikal geführtes Rotauge in den letzten Tagen des Jahres noch ein richtiger Brecher ins Netz, eine richtig fette Mutti. Kaum ein Angler würde mir glauben, wenn ich erzähle, dass dieser Fisch in 1,2m Tiefe keine zwanzig Zentimenter vom Ufer eines kleinen Baugebietes gebissen hat.

 

 

Dämliches Experiment?

 

Ich oute mich an dieser Stelle auch gerne mal als Depp. Aber viele große Erfinder waren es nur deshalb, weil sie sich nicht zu schade waren auch völlig naiv an ein Problem heranszugehen. Zum großen Erfinder wird es bei mir wohl nie reichen, aber ich habe in der Tat schon probiert mit 6,5m langen Stellfischruten vertikal zu angeln. Doch die Köderkontrolle ist damit absolut unmöglich.

 

 

 

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