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Abenteuer Tongrube


Vielversprechend: Direkt vor dem gegenüberliegenden Schilfgürtel wird eine Rute platziert.
Vielversprechend: Direkt vor dem gegenüberliegenden Schilfgürtel wird eine Rute platziert.
Boilie-Montage
Halbierte „hook baits“ verbreiten die Inhaltsstoffe mit Lockwirkung viel schneller im Wasser.
Nicht nur für Karpfen interessant: Diese Bache wurde von intensiven Boilie-Gerüchen angelockt.

Sommer 2006: Peter Dittrich vom Team „Successful-Baits“ berichtet über Karpfenangeln mit Hindernissen.

09.02.2007

Hier sein Erlebnisbericht:

„Meine nächste Session sollte an einem unbekannten Gewässer stattfinden, möglichst nah bei meinem Wohnort Berlin. Ich fuhr ein paar Tage durch die Gegend und schaute mir potentielle Gewässer-Kandidaten an. Und wurde fündig: eine Tongrube ganz in meiner Nähe, etwa 60 km von meinem Wohnsitz entfernt. Zwei, drei Male lief ich um den 10 bis 15 Hektar großen See. Das Ufer ist zum Teil mit Wald bewachsen, außerdem besitzt der See auf beiden Uferseiten ausgedehnte Schilfgürtel, etwa 5 bis 10 Meter breit. An beiden Uferseiten finden sich kleine Buchten, die als Angelstellen und Badestrand genutzt werden. Recherchen und Gespräche mit einheimischen Anglern ergaben, dass es sich um ein vorzügliches Karpfen- und Wels-Gewässer handeln sollte. So wurden bereits Welse von zwei Meter Länge und Karpfen bis 45 Pfund in der Tongrube gefangen.

Eine Woche später

Ich packe meine Sachen ins Carpmobil und mache mich auf den Weg zur Tongrube. Mitten im Wald suche ich mir eine schöne Stelle und baue mein Bivvy auf. Nun geht es an die genauere Erkundung des Gewässers. Mit Schlauchboot und Echolot fahre ich die gegenüberliegende, etwa 80 Meter entfernte Schilfkante ab. Mit einer Wassertiefe von 1 bis 1,5 Metern scheint mir der Bereich sehr karpfenträchtig zu sein. Zwei Meter von der Kante des Schilfsaumes entfernt bricht der Grund rapide auf 8,5 Meter ab. Gerade mal einen Meter Platz habe ich somit, um die Montage abzulegen. Das Tongruben in Regel sehr tief sind, ist mir klar. Aber so eine Badewanne habe ich nicht erwartet. Schon einige Male hatte ich in Tongruben gefischt, aber eigentlich gab es dort immer mindestens eine Kante, die in zwei bis fünf Meter Tiefe verlief. Hier ist alles anders…

Wer suchet – der findet

Nur nicht zu früh aufgeben: Im Laufe der weiteren Erkundung finde ich eine schöne Sandbank in etwa 30 Meter Entfernung zum Ufer, auf der Seerosen wachsen. Die Größe dieser Bank mit üppiger Unterwasservegetation liegt bei 2 x 3 Metern. Zwei wirklich aussichtsreiche Spots, die ich auch gleich mit Partikelmix, Pellets und Boilies anfüttere. Das Wasser ist klar und ich kann den Grund ganz bequem sehen. Deshalb entgeht mir nicht, dass sich die „Carps“ hier überwiegend von Muscheln ernähren – überall liegen zerbrochene Schalen herum. Leider habe ich keine Muschel-Boilies dabei, dafür aber ganz frische Fisch- und Birdfood-Boilies von „Successful-Baits“. Falls auf dieses GEschmacksrichtungen nichts geht, habe ich noch fünf Kilo Pfirsich-Boilies in der Kühlbox… Als Hauptschnur benutze ich 28er geflochtener Spiderwire. Um Hindernissen trotzen zu können, schalte ich noch 20 Meter Schlagschnur von Sufix vor. Diese verbinde ich dann mit 4 Metern Leadcore, mit aufgezogenem Safety Clip und 140 Gramm Blei. Am Ende fehlt nur noch der Haken: Ich fische am liebsten Größe 2. Meine Rigs fertige ich natürlich auch selbst und zwar benutze ich meistens ein aus zwei verschiedenen Materialien bestehendes Vorfach, neuerdings benutze ich Triggalink von Nash und Kryston „Super Mantis“. Das etwa 5 cm lange Vorfach-Stück am Haken verbinde ich dann mit dem Triggalink, entweder mit einem Verbindungskoten oder mit einem kleinen Wirbel bei der Popup-Montage. Insgesamt komme ich auf eine Vorfachlänge von 20 bis 25 cm Länge (in trockenem Zustand). Das Triggalink hat einen Vorteil zu anderen Vorfachmaterialien: Es zieht sich bei Wasserkontakt um etwa 30 Prozent zusammen und wird elastisch wie Gummi. Wenn der Fisch den Köder einsaugt, zieht er das Triggalink auseinander. Durch den leichten Druck bohrt sich so die Hakenspitze in das Fischmaul, es ist für den Fisch fast unmöglich, den Haken wieder los zu werden. Seitdem ich das neue Material benutze, kann ich etwa 40 Prozent mehr Fänge verbuchen.

Jetzt geht’s los

Ich ziehe meine Hakenköder auf das Haar, jetzt kann es endlich losgehen! Die Rute, die ich an der gegenüberliegenden Schilfkante ablege, habe ich mit Red-Spice-Fisch-Boilies (als Schneemann) bestückt. Bei der anderen Rute auf der Seerosensandbank ziehe ich gelbe Birdfood-Boilies mit Pistazien-Flavour aufs Haar.

Inzwischen sind es 18 Uhr geworden. Heute rechne ich nicht mehr mit einem Fisch, deshalb mache ich es mir in meinem Bivvy bequem, koche mir etwas zu essen und lese noch ein paar Seiten in einem Buch. Plötzlich kreischt der Micron-Bissanzeiger der Rute am Schilf los. Vor lauter Schreck fallen mir die Spaghetti aus dem Mund. Ich brauchte 10 Sekunden bis ich an der Rute bin. Leider zu spät, der Fisch sitzt schon im Schilf fest. Keine Chance! Ich ziehe die Wathose an, setzte mich im mein Boot und ziehe mich langsam an der Fisch heran. Deutlich spüre ich das Rütteln des Karpfens. Etwa einen Meter vor der Schilfkante setze ich mich auf den Rand meines Bootes um eine bessere Drill-Position zu haben. Ein gewaltiger und fast tödlicher Fehler… Das Boot bekommt Schlagseite und ich kippe mit dem ganzen Schlamassel um: Echolot, Rute, Ködereimer, Kescher und Peter Dittrich – alles im Wasser. Ich finde keinen Boden unter den Füssen und merke, wie die Wathose voll Wasser läuft. Ich zwinge mich zur Ruhe, um keine Panik zu bekommen. Meine Zehenspitzen berühren den Grund. Mühsam arbeite ich mich bis zur Schilfkante heran und versuche die Hose auszuziehen. Kein einfaches Unterfangen!

Ich berge meine Ausrüstung und widme mich wieder dem Fisch, der immer noch am Haken hängt. Ich fasse mit bloßen Händen die Schlagschnur und ziehe. Patsch! Die Leine knallt mir um die Ohren… Zurück an Land verarbeite ich das Geschehene. Ich hatte gegen einen unumstößlichen Sicherheitsgrundsatz für Karpfenangler verstoßen: Keine Experimente mit der Wathose! Fast wäre die Sache daneben gegangen.Erneut beginnt das Warten. Lange dauert es nicht, die Rute geht wieder ab. Sofort setzte ich den Anshclag, der Fisch hängt. Nach kurzer Gegenwehr ziehe ich einen schönen 19-pfündigen Spiegler über den Kescher.

Der Rest des Tages verläuft ohne weitere Vorkommisse. Ich verbringe eine ruhige Nacht, mal abgesehen vom aufdringlichen Summen der Mücken. Gegen sechs Uhr weckt mich der Bissanzeiger. Die Rute auf der Sandbank! Der Anschlag sitzt und ein 22 Pfund schwerer Spiegler wälzt sich wütend an der Oberfläche. Rasend schnell erreicht die Sonne den Zenit. Unerträglich heiß! Ich brüte in der Sonne, die Mücken fressen mich und meinen Hund fast auf. Zeit für eine Badepause! Gegen Abend beködere ich meine Montage neu und paddele sie an ihre gewohnten Plätze. Diesmal lege ich die Schilf-Rute mit etwas Sicherheitsabstand zum Röhricht aus, ich platziere sie genau auf die Abbruchkante. Wieder zurück am Angelplatz spanne ich die Schnüre. Ich meine es zu gut, das Gewicht der Swinger reicht aus und die Montage an der Kante rutscht ab. Nun liegt sie in 8 Metern auf Grund. Wieder ins Boot… Die nächsten drei Tagen verlaufen ähnlich, ich fange sieben oder acht Fische bis 26 Pfund, verliere aber auch mindestens genauso viele.

Schwein gehabt

In aller Frühe weckt mich mein Hund durch lautes und aggressives Knurren. Mich trifft fast der Schlag! Einen Meter von dem Zelt steht eine Wildsau und untersucht meine Mülltüte. Das Vieh sieht mich böse an und stellt aggressiv die Nackenborsten auf. Durch mehrmaliges Händeklatschen lässt sich die Sau verscheuchen. Später erfuhr ich, dass die Bache schon einige Bivvys aufgeschlitzt und zerlegt hatte, sie führte gerade Frischlinge. Zwei, drei Hunde hatte sie angeblich schon auf dem Gewissen. Wieder ist es unerträglich heiß. Für den Abend hat der Wetterdienst eine Unwetterwarnung ausgegeben. Es dauert nicht lange, der Himmel nimmt eine bedrohliche Farbe an und innerhalb von Augenblicken bricht die Hölle los. Sturmböen, Regen, Hagel, Blitz, Donner und umherfliegende Äste machen mir ziemliche Angst. Hinter meinem Zelt neigt sich ein Baum bedenklich. Doch nach einer halben Stunde ist der Spuk vorbei.

Da der deutsche Wetterdienst auch für die nächsten Tage die Unwetterwarnung aufrecht hält, beschließe ich nach Hause zu fahren, um pünktlich zum WM-Spiel Deutschland-Ecuador in sicheren Gefilden zu sein. In den nächsten Monaten werde ich es dort weiter versuchen. Ein wirklich schönes Gewässer mit allem was dazugehört. Das Abenteuer Tongrube geht bald in die nächste Runde. Ich hoffe allerdings, dass mir die Erfahrungen mit Wildschweinen oder aufziehenden Stürmen erspart bleiben.“ Peter Dittrich, www.successful-baits.de

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