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Aal: Besatz statt Verbot

Besatz von Glasaalen an der Thülsfelder Talsperre. Bild: H. Stilke

Am 7. März 2023 begann beim Angelfischerverband Weser-Ems der diesjährige Einsatz für den Aal mit dem Besatz von rund 50.000 Glasaalen in der Thülsfelder Talsperre bei Cloppenburg.

Das Gewässer wurde mit Bedacht ausgewählt: In der Talsperre können die Aale abwachsen und dann problemlos zum Ablaichen abwandern. Das war der Auftakt zu noch weit mehr Aalbesatz in diesem Frühjahr. Denn es werden noch einmal über 1 Million Jungaale an die Mitgliedsvereine zwischen niederländischer Grenze und Elbe verteilt, die diese in ihren Gewässern aussetzen werden.

Seit Jahren engagiert sich der Verband mit seinen 112 Mitgliedsvereinen in großem Maßstab für den Aal. Teil dieses Einsatzes ist der jährliche Besatz von Jungaalen. Seit nunmehr zwölf Jahren werden diese Maßnahmen vom Land Niedersachsen und der EU bezuschusst. Daneben wenden die einzelnen Vereine aber immer noch beträchtliche finanzielle Mittel und ehrenamtlichen Einsatz auf, um den Aalbestand zu stärken.

Vollständiges Fangverbot verhindern

Dieses Engagement der Angler, der Vereine und Verbände muss gerade jetzt vor dem Hintergrund der Einführung eines Aalfangverbots für die Freizeitfischerei im Meer gesehen werden, das in diesem Jahr in Kraft getreten ist. Ziel sollte es nämlich auch sein, ein vollständiges Fangverbot zu verhindern. Denn nur solange die Möglichkeit besteht, gelegentlich einen Aal zu fangen und auch zu verspeisen, ist die Aufmerksamkeit für den Aal und die Bereitschaft, sich für ihn einzusetzen so hoch. Wird der Aalfang vollständig verboten, würde die Aufmerksamkeit sinken und der ehrenamtliche Einsatz nachlassen, und das wäre sicher nicht gut für den Aal.

Die schwierige Situation des Aals lässt sich aber nicht allein durch Besatz beheben. Eine Hauptursache für den drastischen Rückgang der Aalbestände liegt bekanntlich in der Querverbauung der Fließgewässer, die eine Wanderung erschweren oder unmöglich machen. Hier sind zwar in erster Linie die Betreiber der Wasserkraftwerke gefragt, um den Weg frei zu machen, aber auch kleinere Hindernisse müssen beiseitegeschafft werden, damit der Aal wandern kann. Der Angelfischerverband hat deshalb schon in zahlreichen Gewässerprojekten Hindernisse beseitigt und für Durchgängigkeit gesorgt.

Glasaale, früher wurde sie tonnenweise für Besatzzwecke an der Ems gefangen. Bild: H. Stilke

Intensives Aalmonitoring

Einen festen Einsatzort für den Aal besitzt der Verband mit der Aalfangstation in Herbrum an der Ems. In den 1960er und 70er Jahren hat der Deutsche Fischereiverband dort jährlich mehrere Tonnen Glasaale gefangen. Die Zeiten haben sich dramatisch geändert, denn inzwischen passen die jährlich dort gefangenen Aale in einen kleinen Eimer.

Auch die Funktion der ältesten Aalfangstation Deutschlands hat sich geändert. 1916 wurden hier erstmals Glasaale gefangen. Seit 1924 erfolgte die systematische Beobachtung des Glasaalaufstiegs und ab 1929 die Genehmigung für den Versand in Herbrum gefangener Glasaale über größere Strecken. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden in jedem Frühjahr Glasaale gefangen und für den Besatz in anderen Gewässern verkauft. Inzwischen dient die Station der wissenschaftlichen Dokumentation des Aalaufstiegs.

Im Auftrag des Niedersächsischen Landesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES) führt der Angelfischerverband Weser-Ems seit 2014 in Herbrum ein intensives Aalmonitoring durch, bei dem der Aufstieg von Glasaalen und Steigaalen systematisch dokumentiert wird.

Kontrolle an der Aalfangstation in Herbrum an der Ems. Bild: O. Lindner

Angeln auf Aal erhalten

Im Zeitraum vom 1. April bis zum 31. Juli begibt sich ein Mitarbeiter des Verbandes in den Phasen um Neumond und Vollmond für jeweils sieben Tage an die Station, um Informationen über den Aufstieg der Glasaale zu gewinnen. Bei jedem Einsatz werden u.a. Temperaturmessungen vorgenommen und Daten zur Zahl und Häufigkeit der Glasaale sowie deren Länge und Pigmentierung gewonnen. Die Daten schaffen ein besseres Verständnis vom Aal und könnten einmal zur Verbesserung seines Bestandes beitragen.

Aalbesatz, Gewässerrenaturierung, Schaffung von Durchgängigkeit und Aalmonitoring sind die Bereiche, in denen sich die Angelfischer in Weser-Ems für den Aal einsetzen. Ein Einsatz, der hoffentlich auch dazu beiträgt, das Angeln auf Aal zu erhalten.

-hs-

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